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Wirtschaft: Wenig christlich

Studie kritisiert Arbeitsbedingungen der Diakonie.

Berlin - Ausgliederung, Zeitarbeit und ungleiche Bezahlung sind einer Studie zufolge Alltag bei den Sozialunternehmen der Diakonie. Der Wohlfahrtsverband der evangelischen Kirche mit seinen rund 27 000 Einrichtungen nutze seine besondere rechtliche Stellung, den sogenannten „Dritten Weg“ aktiv, um sich gegenüber der Konkurrenz Wettbewerbsvorteile zu verschaffen, urteilt die Studie im Auftrag der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Diakonie und die katholische Caritas verhandeln Arbeitsbedingungen und Löhne in Kommissionen aus Arbeitgebern und Arbeitnehmern – ohne Beteiligung der Gewerkschaften. Begründet wird dieses Vorgehen, das Streiks ausschließt, mit einer besonderen Dienstgemeinschaft in kirchlichen Betrieben. Für die Studie hatten die Wissenschaftler verschiedener Universitäten 300 Mitarbeitervertretungen in diakonischen Einrichtungen schriftlich befragt sowie 40 Interviews mit Arbeitnehmervertretern und Experten geführt.

Ausgliederungen von Betrieben und Betriebsteilen seien bei den Sozialeinrichtungen der evangelischen Kirche „flächendeckend verbreitet“, schreiben die Wissenschaftler. Häufig würde Küchen- und Reinigungspersonal in „Servicegesellschaften“ überführt. Diese seien oft hundertprozentige Töchter der Diakonie, dennoch seien Arbeitsbedingungen und Bezahlung dort schlechter, berichtet die Hans-Böckler-Stiftung.

Auch Leiharbeit sei eine „übliche Praxis“, allerdings habe diese in der letzten Zeit an Bedeutung verloren. Einige Sozialunternehmen unterhielten eigene Leiharbeitsfirmen, auch hier seien die Löhne niedriger und die Unternehmen sparten durch die Konstruktion Mehrwertsteuer. Zudem gebe es einen „ Tarif-Dschungel“ aus unterschiedlicher Bezahlung und verschiedenen Regelungen zur Vergütung von Schichtarbeit und Urlaub, kritisiert die Studie. Allerdings, so räumen die Autoren ein, reagierten die Sozialunternehmen der Diakonie mit all diesen Konstruktionen ähnlich wie ihre Konkurrenten auf höhere Kosten und den sich verschärfenden Wettbewerb.

Der Diakonie Bundesverband wollte sich zunächst nicht zu den Ergebnissen äußern. „Unsere Arbeitsrechtler prüfen die Studie“, sagte ein Sprecher. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, die seit langem die Abschaffung des kirchlichen Arbeitsrechts fordert, drängt auf Tarifverträge und ein Streikrecht für die Diakonie-Beschäftigten. Jahel Mielke

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