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Wirtschaft: Weniger bringt mehr

Selbst für Polens Finanzministerium kam der zusätzliche Steuersegen völlig unverhofft: Der neue Körperschaftsteuersatz bescherte dem chronisch leeren Staatssäckel im abgelaufenen Jahr Mehreinnahmen von drei Milliarden Zloty (720 Millionen Euro). Dabei hatte die Regierung die Unternehmensteuer keineswegs erhöht.

Selbst für Polens Finanzministerium kam der zusätzliche Steuersegen völlig unverhofft: Der neue Körperschaftsteuersatz bescherte dem chronisch leeren Staatssäckel im abgelaufenen Jahr Mehreinnahmen von drei Milliarden Zloty (720 Millionen Euro). Dabei hatte die Regierung die Unternehmensteuer keineswegs erhöht. Im Gegenteil: Nach slowakischem Vorbild hatte Warschau im Januar 2004 die Körperschaftsteuer von 27 auf 19 Prozent gesenkt. „Niedrige Steuern halfen dem Haushalt“, titelte die Tageszeitung „Rzesczpospolita“ in dieser Woche ein wenig verblüfft. Denn eigentlich war die Steuersenkung zur Anlockung zusätzlicher Investoren gedacht – und nicht als Beitrag zur Haushaltskonsolidierung. Selbst die kühnsten Prognosen des Finanzministeriums waren allenfalls von einem gleichbleibenden Niveau der Einnahmen ausgegangen. Die Unternehmer hätten aufgehört, Umsätze zu verbergen und Kosten künstlich zu erhöhen, da sich dies nicht mehr lohne, erklärte Polens Unternehmerverband. Zwar sehen einige Ökonomen den Hauptgrund für den unerwarteten Einnahmezuwachs in dem ohnehin starken Konjunkturwachstum. Allerdings konnte auch bei der Besteuerung von Spirituosen ein ähnliches Phänomen festgestellt werden: Obwohl die Alkoholsteuer 2002 um 30 Prozent gesenkt wurde, stieg deren Aufkommen dank der gefallenen Preise ein Jahr später um 11,4 Prozent.

Thomas Roser

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