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Wirtschaft: Weniger Erwerbspersonen, mehr Arbeitswillige

Berlin. Was Sozialpolitikern Kopfzerbrechen bereitet, darüber freut sich Bernhard Jagoda, der oberste Verwalter der Arbeitslosigkeit in Deutschland: Der steigende Anteil älterer Menschen ist zwar Gift für Renten- oder Pflegeversicherung, den Arbeitsmarkt aber entlaste diese Entwicklung, frohlockt der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit.

Berlin. Was Sozialpolitikern Kopfzerbrechen bereitet, darüber freut sich Bernhard Jagoda, der oberste Verwalter der Arbeitslosigkeit in Deutschland: Der steigende Anteil älterer Menschen ist zwar Gift für Renten- oder Pflegeversicherung, den Arbeitsmarkt aber entlaste diese Entwicklung, frohlockt der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit. Rosige Zeiten der Vollbeschäftigung stehen den Deutschen vermutlich dennoch nicht ins Haus. Zwar geht der aktuelle Anstieg der Beschäftigung neben der konjunkturellen Besserung auf das Konto der bröckelnden Zahl der Erwerbspersonen. Ein abnehmendes Arbeitsangebot bedeutet aber nicht zwangsläufig und auf Dauer ein Absinken der Arbeitslosigkeit, so das Ergebnis einer Studie des Instituts für Wirtschaftforschung in Halle (IWH).

Zwar gehen die sechs führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrem Frühjahrsgutachten davon aus, dass die Zahl der Erwerbstätigen in diesem Jahr um 270.000 und im kommenden Jahr um 330.000 steigen wird. Langfristig entscheidend aber ist die Zahl der Arbeitswilligen im Alter von 15 bis 65 Jahren - und die präzise vorherzusagen ist schwierig. Zunächst einmal beeinflusst die Konjunktur die Arbeitsmoral der Menschen: Boomt die Wirtschaft, wächst auch die Zahl lukrativer Jobangebote. Das ermutigt etwa Hausfrauen, die zuvor nicht als erwerbslos gemeldet waren, sich wieder nach einer Arbeit umzusehen. Auch die Neigung junger Menschen, ein Studium aufzunehmen, spielt eine Rolle, ebenso wie die Länge von Wehr- und Zivildienst sowie die Quote berufstätiger Frauen.

Inbesondere dieser Faktor wird laut IWH mittelfristig stärker zu Buche schlagen als die Entlastung durch die Demographie. Denn bis zum Jahr 2020 werden 73 Prozent der westdeutschen Frauen berufstätig sein, derzeit sind es 60 Prozent. Die Folge: In den alten Bundesländern steigt das Arbeitsangebot bis 2012 um 1,8 Millionen, im Jahr 2020 werden immer noch 1,1 Millionen mehr auf den Markt drängen als heute. In den neuen Ländern hingegen wird die Zahl der Arbeitswilligen bis 2007 gleich bleiben, bis 2020 dann um 900.000 zurückgehen - eine Folge der nach der Wende gesunkenen Geburtenzahlen.

Andere Wirtschaftsforscher hingegen gehen von einer unveränderten Erwerbsneigung bei Männern und Frauen aus - so etwa das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Bei gleichzeitig nur schwacher Einwanderung sinkt seiner Prognose zufolge die Zahl der Arbeitswilligen bis zum Jahr 2020 um rund 6,5 auf 34,5 Millionen Menschen - was für die Wirtschaft einen Mangel an Fachkräften zur Folge hätte.

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