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Wirtschaft: Wenn das Flachbildwunder schlappmacht

Die neuen Geräte sind schwer zu reparieren. Viele Hersteller verbieten Händlern, selbst Hand anzulegen

Sie sind neu, sie sind flach und sie versprechen viel: „gestochen scharfe Bilder, leuchtende Farben und einen supertollen Klang“ zum Beispiel (Philips). Aber wehe, die digitalen, hochauflösenden Flachfernseh-Wunder machen schlapp. „Die Fehlersuche ist viel schwieriger als bei analogen Geräten, und die Reparatur viel komplexer“, sagt Frank Forstreuter, Service-Chef von Sharp Deutschland, der seit etwa zwei Jahren überhaupt keine Röhrenfernseher mehr verkauft. Das stellt die Branche vor völlig neue Herausforderungen. „Wir sind in einem riesigen Umbruch“, sagt Forstreuter.

Einige Hersteller lassen ihre Fachhändler so gut wie gar nicht mehr an defekte digitale Geräte heran. „Sie sollen nicht mehr Schaden anrichten als vorher da war“, sagt Philips-Sprecher Klaus Petri. Stattdessen werden die Geräte an spezialisierte Zentralwerkstätten geschickt, die das nötige Know-how und auch die nötige Ausrüstung haben, um die Fehler zu finden und zu beheben. Weil das allerdings ziemlich lange dauert – bei Philips rund zwei bis drei Wochen – und der Kunde außerdem nie genau weiß, wo sein Gerät gerade ist, will der Elektronikkonzern seinen Service ab Herbst umstellen. „Wir haben das Problem erkannt, werden uns künftig auf deutlich weniger Zentralwerkstätten konzentrieren und die Reparaturzeit halbieren“, sagte Philips-Sprecher Petri. „Lange Wartezeiten machen niemanden glücklich.“

Andere Hersteller, wie Loewe, versuchen, nach und nach möglichst viele Händler durch Schulungen mit der neuen Technik vertraut zu machen, zumindest in den groben Zügen. „Wir beziehen die Fachhändler gezielt in die Reparaturen ein, aber auf Modulebene“, sagt Michael Höfner, der bei Loewe für den Service verantwortlich ist. Jedes Loewe-Gerät besteht aus vier bis fünf Modulen, also einzelnen Einheiten, die mit Technik voll gestopft sind. Die Händler, bei denen die Kunden das Geschäft abgeben, „müssen zumindest verstehen, welches Modul defekt ist“, sagt Höfner. Dann können sie das richtige Teil ausbauen und an die Loewe-Zentrale in Kronach schicken. Oft schlummert das Problem aber nicht im Gerät selbst, sondern in den Empfangsgeräten oder an den Schnittstellen. „Für die Händler ist das sehr schwer festzustellen“, sagt Loewe-Sprecher Höfner. „Die Industrie ist gefordert, sie entsprechend zu schulen.“

Sharp hat in den vergangenen eineinhalb Jahren rund 200 Händlern das entsprechende Know-how beigebracht. Nur sie dürfen die Sharp-Geräte reparieren. Die Kontrolle ist einfach: Wer nicht autorisiert ist und trotzdem Hand anlegt, bekommt sein Geld nicht erstattet.

Viele Fachhändler werden den Aufbruch ins neue Fernsehzeitalter dennoch nicht überleben, prophezeit Sharp-Experte Forstreuter. Für die Fachhändler, und auch für viele Techniker, sei der Service bisher ein wichtiges Geschäft gewesen. „Wenn die Arbeit durch die neuen Techniken wegbricht, müssen sie mit erheblichen Umsatzrückgängen rechnen“, sagt er. Rund 3000 Händler gibt es derzeit in Deutschland. „Wir gehen davon aus, dass es mit der Einführung der neuen Geräte viel weniger werden.“ pet

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