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Wirtschaft: Wenn ein anderer Postmann klingelt

Die Post liefert ihre Fracht jetzt unter dem Namen DHL aus / Auf dem Land sollen Briefträger bald auch Pakete austragen

Berlin. Die ZDF-Moderatorin Nina Ruge hatte schon bessere Tage. „Willkommen bei DHS.“ DHS? Doch dann hat sich Ruge wieder gefangen - und spricht nur noch von DHL. Schließlich hängen genügend Transparente mit dem Namen der Post-Tochter, die Ruge vorstellen darf, im Hangar 2 des Flughafens Berlin-Tempelhof. Aber das Problem der Deutschen Post mit ihrer Tochter bleibt. Seit dem 1. April baut der Vorstand den Konzern um und fasst Paket-, Logistik-, Fracht- und Expressgeschäft unter der Marke DHL zusammen. Danzas und Euro Express verschwinden. Bloß in Deutschland – und auch in vielen anderen Ländern, in denen die Post Paketdienste gekauft hat – kennen fast nur Geschäftskunden die neue Dachmarke. Besonders für die deutschen Privatkunden ist DHL noch weitgehend unbekannt.

Damit sich das ändert, startet die Post jetzt eine weltweite Werbekampagne. Schließlich soll sich bald niemand mehr darüber wundern, dass die Paketautos der Post zwar noch gelb sind, aber nicht mehr „Post“ draufsteht, sondern – in roten Buchstaben – DHL . Mit dem Umspritzen der Lieferwagen hat der Konzern bereits begonnen. Auch die Pakete werden bald nur noch den Schriftzug DHL tragen. Nur die Uniformen der Paketboten wird noch länger das Posthorn zieren: Es gibt noch zu viele alte Uniformen. Die müssen erst aufgetragen werden.

Auf eine andere Änderung müssen sich die Paketboten aber schneller einstellen, als ihnen lieb sein dürfte: Die Post will in Zukunft offenbar mehr Pakete von Briefträgern zum Kunden bringen lassen. Das Unternehmen plane, 5000 der 29 000 Beschäftigten in den bundesweit 33 Paketzentren in den Briefpost-Bereich umzusetzen, berichtete das Bielefelder „Westfalen-Blatt“. Hiervon sei vor allem der ländliche Raum betroffen. Mit der Umsetzung solle die Paketzustellung kostengünstiger werden. Der jährliche Verlust liege im dreistelligen Millionenbereich. „Wir prüfen alle Möglichkeiten, die Kosten in der Zustellung zu reduzieren“, sagte PostSprecher Achim Gahr der Zeitung. Nach Gewerkschaftsangaben wolle die Post im Paketbereich außerdem die Produktivität erhöhen. Dies bedeute eine längere Arbeitszeit und mehr Transporte für den gleichen Lohn.

Auch die Verschmelzung der Post-Töchter Danzas, DHL, Euro Express und anderer Paketdienste soll Geld bringen. Allein die Zusammenlegung von Logistiknetzen könnte allein in Europa mindestens 130 Millionen Euro sparen. Die Post will mit der Maßnahme endlich zu ihren größten Konkurrenten im Paket- und Expressdienst – den US-Konzernen UPS und Fed-Ex – aufschließen. Im Vergleich zu ihnen verdient die Post noch sehr bescheiden. Die „alte“ DHL hat nach einer langen Durstphase gerade erst wieder den Sprung in die schwarzen Zahlen geschafft.

In den USA könnte eine weitere Änderung bevorstehen: Der Chef der US-Fluggesellschaft DHL Airways, John Dasburg, will den 25-Prozent-Anteil der Deutschen Post an dem Unternehmen kaufen, wie US-Medien berichteten. Post-Chef Klaus Zumwinkel schließt einen Verkauf der Anteile nicht aus. DHL Airways ist der amerikanische Partner der Post-Tochter DHL International.

Für die deutsche DHL werben unterdessen die Gottschalk-Brüder, die sich zuvor bereits für die „Aktie Gelb“ mächtig ins Zeug gelegt hatten. Insgesamt 125 Millionen Euro lässt sich die Post die Werbung für die neue Dachmarke kosten. In dem neuen Fernsehspot, der seit gestern gezeigt wird, dürfen die Gottschalks bestaunen, wie schnell sich ein altes Paketauto in ein neues DHL-Auto verwandelt. Allen Zweiflern gab Nina Ruge ihre liebste Botschaft mit auf den Nachhauseweg: „Alles wird gut.“

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