zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Wenn Vodafone den Konkurrenten kauft, müssten die Briten den deutschen Konzern zerschlagen

Die tagelange Talfahrt der Mannesmann-Aktie wurde am Montag erstmals wieder beendet. Der Einbruch hatte am Donnerstag mit der Übernahme-Offerte an die Aktionäre des englischen Mobilfunk-Unternehmens Orange begonnen.

Die tagelange Talfahrt der Mannesmann-Aktie wurde am Montag erstmals wieder beendet. Der Einbruch hatte am Donnerstag mit der Übernahme-Offerte an die Aktionäre des englischen Mobilfunk-Unternehmens Orange begonnen. Grund für den Wandel war ein hartnäckiges Gerücht aus London: Mannesmann werde nun selbst zum Übernahmeziel für den britischen Mobilfunknetz-Betreiber Vodafone-Airtouch. Dessen Aktien verloren prompt gegen den Trend.

Damit argumentieren dieselben Analysten, die noch vor einer Woche glaubten, Mannesmann könne sich durch den Orange-Kauf vor einer Übernahme durch Vodafone- Airtouch schützen, genau umgekehrt: Gerade diese Übernahme wecke Rachegelüste bei Chris Gent, dem Chef von Vodafone-Airtouch. Gent nehme Mannesmann ins Visier, weil er das Eindringen Mannesmanns auf den britischen Markt nicht akzeptiere.

Als einigermaßen sicher darf wohl gelten, dass Gent, die weitere Internationalisierung seines Unternehmens fest im Blick, seit Wochen immer mal wieder in Richtung Mannesmann geschaut hat. Besonders gut gefallen haben dürften ihm dabei die Töchter Mannesmann-Mobilfunk GmbH - in Deutschland mit D2 Marktführer - und Omnitel, die schnell wachsende Nummer zwei in Italien. An den beiden Unternehmen ist Gent als Minderheitsaktionär bereits beteiligt, seit er im Sommer für 61 Milliarden Dollar den US-Mobilfunker Airtouch übernahm. Seither ist Vodafone-Airtouch mit Beteiligungen in 23 Ländern der größte Mobilfunkanbieter der Welt.

Zur Finanzierung dieser Akquisition musste sich Vodafone mit 13 Milliarden Dollar verschulden. In den USA sicherte sich Gent darüber hinaus die Marktführerschaft vor AT & T, indem er seine US-Beteiligungen mit denen von Bell Atlantic in einem Joint-Venture bündelt. Sobald es vollendet ist, sind 31 Millionen Mobilfunkkunden weltweit mit Vodafone verbunden. Finanziell möglich für die mit 129 Milliarden Euro an den Börsen bewertete Vodafone wäre eine Übernahme der mit 60 Milliarden Dollar bewerteten Mannesmann, wenn Gent überwiegend mit Aktien zahlt.

Freilich bleibt fraglich, ob bei einer zweiten Groß-Akquisition - die von Airtouch war die teuerste, die ein britisches Unternehmen je im Ausland getätigt hat - Aufwand und Ertrag in einem sinnvollen Verhältnis stehen. Denn in jedem Fall dürfte der britische Marktführer die künftige Mannesmann-Tochter Orange aus Lizenzgründen nicht behalten. Danach müsste Vodafone-Airtouch (Umsatz 1998: 7,7 Milliarden Dollar) bei einer Mannesmann-Übernahme (Umsatz 1998: 19 Milliarden Euro) ein Desinvestment-Programm starten und den größten Teil von Mannesmann verkaufen. Schließlich passen die meisten Mannesmann-Aktivitäten überhaupt nicht zur Vodafone-Strategie, ein weltweit tätiger reinrassiger Mobilfunkanbieter zu sein. Neben der ohnehin zur Ausgliederung vorgesehenen Sparte Automotives & Engeneering wären dies die Festnetzgesellschaften Arcor, Infostrada, Telering und der Mannesmann-Minderheitsanteil an der französischen Cégétel.

Anders als bei den Übernahmen von Airtouch durch Vodafone und von Orange durch Mannesmann wäre eine Zerschlagung der Mannesmann-Telekom-Aktivitäten in großen Teilen destruktiv: Auf dem europäischen Festland fehlte dann der wichtigste Wettbewerber der alten Telekom, der im Festnetz und Mobilfunk europaweit angetreten ist.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false