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Wirtschaft: „Wer jetzt die Leute verunsichert, hat keine Ahnung“

Hans Schreiber, Chef der Mannheimer Holding, warnt vor Panik bei Versicherungen: „Wir sind kein Fall für den Rettungspool“

Herr Schreiber, wenn von angeschlagenen Lebensversicherern die Rede ist, wird häufig auch die Mannheimer genannt. Wie ernst ist die Lage bei Ihnen wirklich?

An den Gerüchten ist nichts dran. Wir haben im vergangenen Jahr eine Nettorendite von 5,5 Prozent erwirtschaftet, im Jahr zuvor sogar 7,7 Prozent. Wir werden diese Ergebnisse im laufenden Jahr angesichts der schlechten Börsen nicht wiederholen können, aber wir werden mit unseren Kapitalanlagen auf jeden Fall mehr als den gesetzlich vorgeschriebenen Garantiezins von 3,25 Prozent erzielen. Ob die Überschussbeteiligung unserer Lebensversicherungskunden im kommenden Jahr bei vier, 4,5 oder fünf Prozent liegen wird, kann ich Ihnen heute noch nicht sagen.

Angenommen, die Börsen erholen sich nicht. Wie viele Ihrer Aktien müssen Sie dann zum Jahresende abschreiben?

Das müssen wir mit den Wirtschaftsprüfern im Einzelfall klären. Ich gehe davon aus, dass wir unsere Verluste bei der Nokia-Aktie realisieren müssen, bei Werten wie Bayer oder BASF haben wir noch ein bis drei Jahre Zeit. Wir müssen aber ganz bestimmt nicht unseren gesamten Aktienbestand neu bewerten.

Dann sind Sie also kein Fall für den neuen Rettungpool des Versicherungsverbands?

Nein, auf keinen Fall. Außerdem ist unsere Lebensversicherungstochter in eine Holding eingebettet, die profitabel arbeitet. Unsere Schadenversicherung verdient als eine der wenigen seit zehn Jahren Geld und unsere Asset-Management-Gesellschaft auch.

Angeblich sind außer den Lebensversicherern jetzt auch Krankenversicherer von der Börsenkrise betroffen.

Das ist doch Quatsch. Die Prämiensteigerungen, die in der privaten Krankenversicherung anstehen, liegen vor allem an den steigenden Kosten des Gesundheitswesens und haben nur am Rande etwas mit der Situation an den Kapitalmärkten zu tun. Richtig ist, dass die Krankenversicherer für die Altersrückstellungen ihrer Kunden am Kapitalmarkt investieren, aber das ist nun wirklich eine langfristige Anlage. Eine vorübergehende Ertragsdelle macht nichts. Wer jetzt die Leute verunsichert, hat keine Ahnung vom Geschäft oder handelt fahrlässig.

Das Interview führte Heike Jahberg.

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