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Wirtschaft: Wer sind Piech, Lopez oder Goeudevert?

Der frühere VW-Manager Goeudevert erzählt über Karriere-Erfahrungen und Campus-Pläne VON ALFONS FRESE Berlin.Er würde wohl gerne und er könnte auch, doch er reißt sich zusammen.

Der frühere VW-Manager Goeudevert erzählt über Karriere-Erfahrungen und Campus-Pläne VON ALFONS FRESE

Berlin.Er würde wohl gerne und er könnte auch, doch er reißt sich zusammen."Nein", meint Daniel Goeudevert, "zur Affäre Lopez kann ich nichts sagen; ich kenne die Einzelheiten nicht".Ob er denn ein wenig Schadenfreunde empfinde angesichts des Desasters, in das Piech/Lopez den Konzern gesteuert haben, schließlich war es Piech, der den Karrieremenschen und lange als VW-Chef gehandelten Goeudevert bei VW rausgeworfen hatte? Ach was, solch niedrigen Instinkte sind ihm fremd.Dazu habe er "zu viel Respekt vor den Mitarbeitern".Aber dann doch eine kleine Attacke: "Die Eitelkeit von zwei, drei Leuten ruiniert den Ruf eines großen Unternehmens".Es müsse wieder in Ruhe gearbeitet werden."Wir müssen an die Mitarbeiter denken.Wer sind schon Piech, Lopez oder Goeudevert? Die haben alle genug Kohle um noch hundert Jahre davon leben zu können." Auf einer Veranstaltung von SPD-Kulturforum und Rohwohlt Verlag erzählte der frühere Autoverkäufer Daniel Goeudevert am Montag abend im Willy-Brandt-Haus über sein Leben, über die Deutschen und über sein Campus-Projekt in Dortmund.Mit gelegentlichen Ausflügen in aktuelles Gelände.Zum Beispiel Globalisierung: "Was für ein Blödsinn.Soll ich Autos in Zentralafrika produzieren lassen, wo der Stundenlohn bei einer Mark liegt? Wer soll die Autos kaufen? Die Afrikaner können nicht, und die Deutschen auch nicht, da sie arbeitslos geworden sind." Eigentlich ist eine Lesung aus der Autobiographie "Wie ein Vogel im Aquarium - Aus dem Leben eines Managers" angekündigt.Doch der Franzose liest nicht aus dem Buch, plaudert vielmehr über Karrierestationen und Erfahrungen. Der Berufsweg begann in der Schule, Goeudevert wurde Lehrer.Hatte Probleme mit den Schülern, stieg aus und wurde "mit viel Glück" Generaldirektor bei Citroen in Genf.Mit 28 Jahren.Dann für Citroen nach Deutschland; von Renault abgeworben, zurück in Frankreich, wurde Ford auf den Aufsteiger aufmerksam.Geoudevert ging als Vorstandschef der Ford-Werke AG nach Köln.Von dort holte ihn VW-Chef Carl Hahn nach Wolfsburg, wo Geoudevert als Hahn-Nachfolger aufgebaut wurde.Bis Anfang 1993.Überraschend bestellte der VW-Aufsichtsrat Ferdinand Piech zum Vorstandsvorsitzenden."Es gab ein Charakterproblem mit Herrn Dr.Piech.Nach sechs Monaten haben wir gemerkt, es geht nicht." Und so endete die Industriekarriere Goeudeverts.Eine Karriere, die er Glück und Scheitern verdankt, wie er meint.Allerdings sind die Beispiele für das Scheitern - Sitzenbleiben in der Schule, Mißerfolg als Renault-Chef in Deutschland - respektive deren Konsequenzen für den Aufstieg nicht recht nachzuvollziehbar.Da ist das Loblied auf die Sekretärinnen, die den Vorstandsherren die Arbeit organisieren, schon verständlicher: "Die sind mehr als 50 Prozent meines Erfolges." Gegenwärtig widmet sich der 54jährige dem Aufbau einer Managerschule in Dortmund.Dort will er die französische Elitenausbildung mit dem deutschen Dualen System zusammenbringen.Rund 400 Führungskräfte sollen im Jahr ausgebildet werden, und zwar gleichgewichtig in Theorie und Praxis.So ist er gegenwärtig dabei, auf dem Campus "120 bis 130 Firmen" anzusiedeln, in denen die Zukunftseliten das wirkliche Leben kennenlernen.Und schließlich sollen auf dem 156 Hektar großem Gelände - vormals von britischen Truppen genutzt - akademische Langzeitarbeitslose "umgebildet" sowie gemeinnützige Organisation angesiedelt werden.Ausgangsgedanke der erhofften Durchmischung: "Beschäftigung gibt es genug, aber zu wenig Berufstätigkeit".

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