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Die Fraktionsvorsitzende von Bündnis90/die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus ist Favoritin für die Führung der Wirtschaftsverwaltung.

© dpa

Wer wird Wirtschaftssenator(in) in Berlin?: Pop statt Yzer

Die Chefin der Grünen ist die Favoritin für das Amt der Wirtschaftssenatorin. Aber vielleicht zieht auch Harald Wolf wieder in der Martin-Luther-Straße ein.

Der Einfluss der Wirtschaftspolitiker auf die Wirtschaft ist schwer zu messen. Je robuster die Konjunktur und je geringer die Arbeitslosigkeit, desto größer der Einfluss der Politik – und umgekehrt. Ganz so einfach ist die Formel dann doch nicht. Cornelia Yzer, die für die CDU in den vergangenen Jahren die Senatsverwaltung für Wirtschaft führte, konnte ständig gute makroökonomische Zahlen kommentieren und mit ihrer Arbeit in Verbindung bringen. Trotzdem wurde sie das Image einer überforderten Verwaltungsangestellten nicht los. Nun ist die CDU-Frau weg, und nicht wenige in der Business Community würden gerne einen alten Bekannten in die Verwaltung an der Martin-Luther-Straße einziehen sehen: Harald Wolf. Der Linke war von 2002 bis 2011 Senator.

Ein SPD-Mann ist unwahrscheinlich

Selbstverständlich wird in der Wirtschaft diskutiert, wer wohl demnächst „ihr“ Senator sein wird. Oder besser: die Senatorin. Vielleicht Ramona Pop von den Grünen? Oder doch jemand mit einem SPD-Parteibuch? Das ist unwahrscheinlich und kommt nur in Betracht, wenn die SPD auf eines der Schlüsselressorts Finanzen oder Stadtentwicklung verzichtet. Falls Michael Müller für seinen Vertrauten Andreas Geisel einen neuen Job braucht, weil Stadtentwicklung/Umweltschutz an die Grünen geht, könnte Geisel Matthias Kollatz-Ahnen als Finanzsenator beerben und dieser Wirtschaftssenator werden. Doch das sind ziemlich theoretische Gedankenspielchen. Ebenso wie im Fall Björn Böhning, der sich als enger Mitarbeiter von Klaus Wowereit und zuletzt als Chef der Senatskanzlei vor allem für die Berliner Industrie eingesetzt hat. Mit Böhning könnten Gewerkschaften, Kammern und Verbände gut leben. Doch wahrscheinlicher ist Pop.

Die Politologin ist kommunikativ

Die Diplom-Politologin hat im Wahlkampf die Nähe zur Wirtschaft gesucht, ist kommunikativ und eine tüchtige Netzwerkerin. Anders als Wolf oder Böhning hat die 38-Jährige aber keine Erfahrung mit der Führung einer großen Verwaltung. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft ist dazu relativ alt, das Durchschnittsalter der Beschäftigten an der Martin-Luther-Straße liegt angeblich bei rund Mitte 50. Der Schwung einer jungen Frau kann da nicht schaden – aber sie bräuchte in jedem Fall die Unterstützung eines erfahrenen Staatssekretärs.

Ohne große Friktion könnte Harald Wolf die Amtsgeschäfte aufnehmen. Bei ihm wäre auch absehbar, was in den nächsten Jahren passiert: Eine Revitalisierung der unter Yzer eingeschlafenen Industriepolitik, energische Umsetzung der Rekommunalisierung im Bereich Energie, Evaluierung der Wirtschaftsförderung und Zusammenarbeit mit den Wirtschaftspolitikern in Brandenburg – die gab es in den Yzer-Jahren auch nicht. Kurzum: Wolf kann kommen, doch Pop ist die Favoritin. Was soll die Grüne auch sonst machen im neuen Senat? Pop passt gut zum grün gefärbten Milieu der Start- up-Szene, und unter den Stichworten „Clean Tech“ und „Smart City“ würde sie eine Art grüne Industriepolitik versuchen. Das passt in die Zeit.

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