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Werbeanrufe: Wenn die Telekom zwei Mal klingelt

Werbeanrufe sind neuerdings verboten – doch der Ex-Monopolist schert sich nicht darum.

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Berlin - Rüdiger Kunz (Name geändert) ist sauer. Mehrfach ist der Berliner in den vergangenen Wochen von Callcentern angerufen worden, die versucht haben, ihn von O2 zur Telekom zu locken. „Ich habe denen nie erlaubt, mich anzurufen“, ärgert sich Kunz.

Fälle wie diese dürfte es eigentlich nicht mehr geben. Denn seit August schützt ein neues Gesetz Verbraucher vor unerwünschten Werbeanrufen. Firmen, die Kunden ohne deren Erlaubnis anrufen oder die ihre Nummer bei den Werbeanrufen unterdrücken, können von der Bundesnetzagentur mit Bußgeldern bestraft werden. Doch das hält Firmen nicht davon ab, die Kunden weiter zu belästigen. „Es ist erschreckend, wie hartnäckig die sind“, sagt Gabriele Francke, Geschäftsführerin der Verbraucherzentrale Berlin. Das gelte besonders für den Bereich der Telekommunikation. „Der Markt ist hart umkämpft“, sagt sie.

Juristen der Verbraucherzentralen berichten von Tricks der schwarzen Schafe, das Gesetz zu umgehen. Die neueste Masche: Weil Anrufe ohne vorherige Einwilligung des Kunden verboten sind, tun die Firmen so, als ob die Verbraucher eingewilligt hätten. Menschen bekommen Briefe von wildfremden Unternehmen, in denen diese eine vermeintliche „telefonische Einwilligung“ der Angeschriebenen bestätigen, „unverbindlich“ zu Werbezwecken angerufen zu werden. „Diese Überrumpelung ist unzulässig“, kritisiert Helke Heidemann-Peuser vom Bundesverband der Verbraucherzentralen. Aber: Viele dieser Firmen haben ihren Sitz im Ausland und sind daher nur schwer zu belangen.

Doch immer mehr Kunden wollen sich solche Belästigungen nicht gefallen lassen und beschweren sich. Bei der Bundesnetzagentur sind von Juli bis Oktober so viele Beschwerden eingegangen wie sonst in einem ganzen Jahr. Auch die Verbraucherzentralen sammeln Fälle, mahnen die Firmen ab, lassen sie Unterlassungserklärungen unterschreiben und ziehen sie bei weiteren Verstößen mit Vertragsstrafen zur Verantwortung.

Auch Rüdiger Kunz will die Telekom-Werbung nicht auf sich beruhen lassen. Er wurde gleich zwei Mal belästigt. Ende September rief ihn die Firma Fonbase aus München auf dem Handy an, um die Leistungen der Deutschen Telekom anzubieten. Kunz beschwerte sich bei der Telekom-Hotline – allerdings ohne Erfolg. Keine vier Wochen später klingelte wieder das Handy. Diesmal war es die Firma Invoco aus Hamburg, nach eigenen Angaben „Vertriebspartner der Deutschen Telelekom“.

Beschwerden, Klagen, Löschung der Nummer in den Verzeichnissen? Beide Callcenter verweisen dazu an die Telekom. Kunz lässt sich nicht entmutigen und wendet sich an den Kundenservice des Ex-Monopolisten. Er will wissen, wie die Werber an eine Nummer gelangt sind, die nie bei der Telekom geschaltet war und wieso die Callcenter im Auftrag der Telekom ohne Einwilligung anrufen?

Die Antwort kommt nach fünf Wochen. Seine Fragen werden nicht beantwortet. „Schade, dass wir Sie künftig telefonisch und nicht mehr zu Werbezwecken kontaktieren dürfen“, schreibt der Kundenservice lapidar. Die Pressestelle, mit dem Fall konfrontiert, vermutet, dass der Kunde doch in die Anrufe eingewilligt habe, sich daran aber nicht mehr erinnert. Kunz weist das weit von sich. Auf die Telekom ist er jetzt noch schlechter zu sprechen als vorher. Auf dem Fragebogen, den ihm der Kundenservice geschickt hat, kreuzt er an, dass er mit der erhaltenen E-Mail-Antwort „eher unzufrieden“ ist.

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