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Wirtschaft: Werben für die Vernunftehe

WÜRZBURG .Im Tauziehen um die geplante Supergewerkschaft im Dienstleistungsbereich deutet sich eine Zustimmung der IG Medien für weitere Fusionsschritte an.

WÜRZBURG .Im Tauziehen um die geplante Supergewerkschaft im Dienstleistungsbereich deutet sich eine Zustimmung der IG Medien für weitere Fusionsschritte an.Allerdings waren beim vierten Gewerkschaftstag der IG Medien am Montag in Würzburg die Gräben zwischen den Befürwortern des Zusammenschlusses der fünf Gewerkschaften und den Gegnern noch tief.Während die Vorsitzenden der fünf Gewerkschaften vor den rund 300 Delegierten erneut für die Fusion warben, brachten einige Teilnehmer Anträge ein, nach denen die IG Medien aus den Verhandlungen aussteigen solle.

Sie befürchten, sich in der Supergewerkschaft nicht mehr wiederzufinden.Es wurden auch Ängste laut, die "große ÖTV" werde die kleineren Partner dominieren.Zudem wurde das schnelle Tempo bemängelt, mit dem die Spitzen der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG), der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV), der Deutschen Postgewerkschaft (DPG), der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) sowie der IG Medien den Verschmelzungsprozeß vorantrieben.Die neue Gewerkschaft hätte nach jetzigem Stand rund 3,3 Millionen Mitglieder.Sie wäre damit die größte Einzelgewerkschaft der Welt.

Der DAG-Vorsitzende Roland Issen sagte, es sei dringend notwendig, daß die Gewerkschaften ihre Kräfte bündelten.Sonst seien die Arbeitnehmerorganisationen nicht in der Lage, die Beschäftigten in Klein- und Mittelbetrieben als Mitglieder zu gewinnen.Issen verwies auf strukturelle Veränderungen, denen die Gewerkschaften ausgesetzt seien, wie etwa den neuen Branchen im Bereich der Medien, und denen sie sich gemeinsam stellen müßten.ÖTV-Chef Herbert Mai erklärte, eine große und starke Gewerkschaft sei machtvoller.Er beteuerte, in den Gesprächen der Gewerkschaftsspitzen über die künftige Struktur des neuen Verbandes seien alle fünf Organisationen gleichberechtigt.

Kurt van Haaren von der Postgewerkschaft sagte: "Es ist keine Liebesheirat, sondern eine Vernunftehe.Aber Vernunftehen halten bekanntlich länger." Zugleich drängte er auf Eile beim Zusammenschluß.Nach seinen Worten stehen die Gewerkschaften unter dem Druck, neue Mitglieder zu gewinnen und den Organisationsgrad in den Betrieben zu erhöhen: "Uns brennt der Stuhl unter dem Hintern", sagte van Haaren.Die HBV-Vorsitzende Margret Mönig-Raane appellierte an die Delegierten per Video-Aufzeichnung: "Ich habe den Wunsch, daß ihr mitmacht."

Auch die HBV, die zeitgleich zu den IG Medien ihren Kongreß in Bremen abhält, wird während ihrer Tagung die Weichen für die neue Gewerkschaft stellen.Die IG Medien wollte ursprünglich am Montag nachmittag über die Supergewerkschaft abstimmen.Möglicherweise kommt es aber erst am Dienstag zum Votum.

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