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Werkstätten: VW repariert auch fremde Autos

Hersteller baut Werkstattkette "Stop+go“ bundesweit aus, um Verlust von Marktanteilen zu bremsen. Den Vertragswerkstätten soll sie aber keine Konkurrenz machen.

Volkswagen baut die markenunabhängige Werkstattkette "Stop + go“ bundesweit massiv aus, um etwas gegen den sinkenden Marktanteil im lukrativen Ersatzteil- und Servicegeschäft zu tun. Nach einer erfolgreichen Pilotphase in sechs Berliner Betrieben sollen in Ballungsgebieten jedes Jahr rund 20 Werkstätten als Eigenbetrieb oder Franchiseunternehmen eröffnet werden. Sie sollen den Wettbewerb mit Anbietern wie ATU oder Pit-Stop aufnehmen. In Berlin-Brandenburg könnten bis zum Frühjahr 2009 elf Werkstätten entstehen.

Hintergrund des Vorstoßes auf den freien Werkstättenmarkt ist der schrumpfende Anteil der Vertragswerkstätten am Teilegeschäft. Mit einem Volumen von zehn bis 15 Milliarden Euro allein in Deutschland ist dieser Markt attraktiv. Die Hersteller haben aber nur einen Anteil von 50 Prozent; in den USA ist er bereits auf 35 Prozent gesunken. Weitaus bedrohlicher für die Autokonzerne und ihre Vertragswerkstätten sind aber Pläne der EU-Kommission zur Liberalisierung des Ersatzteilmarktes, auf dem noch ein Designschutz für sichtbare Original-Ersatzteile besteht. Er garantiert den Herstellern hohe Margen. Würde das Geschäft mit Karosserieteilen, Scheinwerfern oder Scheiben freigegeben, würden auch unabhängige Hersteller und Zulieferer ins Geschäft kommen. Die Kunden könnten bei mehr Wettbewerb auf sinkende Preise hoffen.

Mit "Stop+Go“ versucht VW – parallel zum konzerneigenen Servicegeschäft –, Autofahrer anzusprechen, die mit älteren Fahrzeugen keine Vertragswerkstatt mehr aufsuchen oder keine Marke aus dem VW-Konzern fahren. Die 14 Millionen VW-Fahrzeuge im Bestand seien im Schnitt rund neun Jahre alt, sagte Peter Porbeck, Leiter des Bereichs Service im VW-Konzern, am Dienstag in der "Stop+go“-Filiale in Berlin-Spandau. Bei Audi liege das Durchschnittsalter bei rund acht Jahren. "Das ist eine Situation, der wir Rechnung tragen müssen.“ Ende 2007 habe der VW-Vorstand deshalb beschlossen, die "Stop+Go“-Kette, die seit Ende der 90er Jahre existiert, neu aufzustellen. Die Kette spreche mit preiswerten Angeboten Kunden an, deren Autos älter als acht Jahre seien, sagte Porbeck.

Nach Angaben von Detlef Saemisch, Geschäftsführer der "Stop+go“ Systemzentrale, bietet die Werkstattkette einen Preisvorteil von 15 bis 20 Prozent im Vergleich zu Originalteilen. Dies werde das Unternehmen aggressiv im Marketing hervorheben. Angeboten werden neben Reparaturen auch Zubehör, Reifen und Pflegeprodukte. Ende dieses Jahres sollen nach Saemischs Plänen zum Beispiel bis zu 4,5 Millionen Zeitungsbeilagen bundesweit 25 Werkstätten bewerben.

Die Marke Volkswagen taucht dabei nicht auf, damit den eigenen Vertragswerkstätten keine Konkurrenz gemacht wird. Auch soll es keine Möglichkeiten zum Fahrzeugverkauf in den Werkstätten geben. "Stop + go ist eine separate Service-Marke, die für sich auftritt“, sagte Porbeck. „VW wird sich keine Kunden wegnehmen.“ Mehr als 70 Prozent der Fahrzeuge, die in den Berliner Pilotbetrieben 2007 repariert worden sind, seien Marken anderer Hersteller gewesen. Gleichwohl verspricht sich VW mit "Stop+go“ den Zugang zu neuen Kunden für den Neuwagenkauf. „Wer den Kunden hat, kann ihn binden und morgen auch ein Geschäft mit ihm machen“, sagte Porbeck.

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