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Wirtschaft: Werkzeugmaschinen-Industrie: Branche mit Auftragsrekord

Völlig verschätzt hat sich die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie im vergangenen Jahr. Aufgrund einer unerwarteten Auftragsflut vor allem aus dem Ausland kletterte die Produktion nicht nur, wie vom Branchenverband VDW erwartet, um drei, sondern um neun Prozent auf den neuen Rekordwert von 18 Milliarden Mark.

Völlig verschätzt hat sich die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie im vergangenen Jahr. Aufgrund einer unerwarteten Auftragsflut vor allem aus dem Ausland kletterte die Produktion nicht nur, wie vom Branchenverband VDW erwartet, um drei, sondern um neun Prozent auf den neuen Rekordwert von 18 Milliarden Mark. Angesichts eines noch nie da gewesenen Auftragsbestandes von 21,3 Milliarden Mark zum Jahresende 2000 - 37 Prozent mehr als ein Jahr zuvor - rechnet der VDW-Vorsitzende Berndt Heller auch im laufenden Jahr trotz der Konjunkturabkühlung in den USA mit einem kräftigen Produktionsplus von acht Prozent.

Beeinträchtigt werden könnte diese Entwicklung allerdings durch die schon jetzt voll ausgelasteten Produktionsstätten und durch den akuten Fachkräftemangel in Deutschland. Neueinstellungen werde es im Jahr 2001 kaum geben, nachdem die Werkzeugmaschinenindustrie die Zahl ihrer Mitarbeiter im vergangenen Jahr um rund 1000 auf 67 000 aufgestockt hat. Angesichts der Personalknappheit plädiert Heller dafür, die Green-Card-Regelung auch auf Ingenieure und sogar auf ausländische Studenten auszudehnen, die sich in Deutschland zum Ingenieur ausbilden lassen wollen. Nicht zufrieden ist man beim VDW auch mit der Politik der rot-grünen Bundesregierung. Die Rentenreform sei "wirtschaftsfeindlich" und der geplante Rechtsanspruch auf Teilzeitarbeit führe zu massiven Eingriffen in den Betriebsfrieden. Der Verband kritisierte auch das vergangene Woche im Bundeskabinett beschlossene Betriebsverfassungsgesetz, das mit seinen neuen Mitstimmungsregeln den Weg zu Fremdbestimmung statt zu mehr Demokratie in den Betrieben ebne. Die Mehrkosten für die zusätzlichen Betriebsräte, für mehr Ausschüsse und Sitzungen sowie die bessere Ausstattung der Betriebsräte beziffert der VDW für seine Unternehmen auf rund 140 Millionen DM pro Jahr. Dies gehe einher mit einem beträchtlichen Verlust an Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit.

"Die Bundesregierung will mit all diesen Vorhaben offenbar die Belastbarkeit der Wirtschaft testen", sagt VDW-Manager Diether Klingelnberg. Doch trotz "überbordender" Bürokratie und "aller steuerlichen Zumutungen und unternehmerischen Belastungen" geht es dem deutschen Werkzeugmaschinenbau derzeit so gut wie noch nie zuvor. Die Nachfrage aus Deutschland legte im Jahr 2000 um 15 Prozent, aus dem Ausland sogar um 62 Prozent zu. "Wir befinden uns in einer starken konjunkturellen Aufschwungphase, die sich auf eine fulminante Entwicklung der ausländischen Nachfrage seit Ende 1999 stützt", sagt Heller. Allein die Lieferungen in das wichtigste Abnehmerland USA nahmen in den ersten neun Monaten 2000 um fast 20 Prozent zu. Und die Aussichten sind angesichts der hohen Auftragsbestände und des immer noch relativ schwachen Euro nicht schlecht. Auch die Lieferungen nach Asien legen langsam wieder zu. Ebenso steigen auch die Renditen der Unternehmen langsam wieder an: Im letzten Jahr waren es nach Steuern etwa 2,5 Prozent. Das ist, laut dem Branchenverband, allerdings immer noch deutlich weniger als in anderen Ländern. So seien beispielsweise die Renditen in der Schweiz um sechs Prozent gestiegen.

Ingesamt konnte die Branche ihre Weltmarktposition im Jahr 2000 deutlich stärker. Die Deutschen rangieren an der Spitze knapp hinter den Japanern, die weiterhin auf den ersten Platz belegen.

ro

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