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© ddp

Wertpapiere: Viele Lehman-Anleger gehen leer aus

Zahlreiche Anleger, die ihr Geld der amerikanischen Pleitebank Lehman Brothers anvertrauten, haben keine Chance auf Schadensersatz. Ältere sind besonders betroffen.

Zu dieser Erkenntnis kommt die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), die Einzelfälle von 800 Lehman-Anlegern untersucht hat. Nur bei 40 Prozent der Fälle sehen die Anlegerschützer gute Chancen auf Schadensersatz und raten zu weiteren juristischen Schritten. Bei weiteren 40 Prozent sei keine verlässliche Aussage über die Aussichten einer Klage zu treffen. Für 20 Prozent der überprüften Käufer von Lehman-Zertifikaten in Deutschland sieht die DSW keine Aussichten auf Schadensersatz. „Insgesamt bis zu 50 000 Anleger haben durch Lehman auf einen Schlag ihren kompletten Einsatz verloren“, sagte DSW-Geschäftsführer Carsten Heise am Dienstag in Düsseldorf. Den Gesamtverlust bei deutschen Anlegern durch die Insolvenz der Investmentbank im September 2008 beziffert er auf einen hohen dreistelligen Millionenbetrag. Auch die Verbraucherzentrale Hamburg schätzt die Summe auf knapp 700 Millionen Euro.

Um ihren Schaden erstattet zu bekommen, müssen die Anleger nachweisen, dass sie von ihrer Bank falsch beraten worden sind. Das ist rückwirkend schwierig, weil die Protokollpflicht von Beratungsgesprächen erst seit Kurzem gilt und Anleger wenig in der Hand haben. „Im Zweifel steht Aussage gegen Aussage“, sagte Sascha Borowski von der Anwaltskanzlei Meilicke Hoffmann & Partner, die zahlreiche Lehman-Kunden vertritt. Eindeutig auf Seiten der Anleger ist dagegen die jüngste Rechtsprechung. Inzwischen liegen Urteile der Landgerichte Frankfurt am Main, Hamburg und Potsdam vor, die zugunsten der Geschädigten entschieden. Den Gerichten zufolge hatten die Banken nicht ausreichend auf die fehlende Einlagensicherung der Lehman-Papiere und die eigenen Provisionen hingewiesen.

Doch von diesen Urteilen lässt sich offenbar nur schwerlich auf andere schließen. „Jeder Fall ist anders“, sagte Heise. Insbesondere für Bankkunden, die vor Lehman in Fonds oder Aktien investiert hatten, sieht Rechtsanwalt Borowski keine guten Chancen. Das bestätigte auch Peter Lischke, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Berlin. „Bei einem erfahrenen Anleger kann man gewisse Kenntnisse voraussetzen“, sagte Lischke. Erfolgsaussichten bestehen dagegen, wenn der Kunde geltend machen kann, dass er aus einer sicheren Anlageform kam, erläuterte Heise. Das trifft scheinbar auf viele ältere Menschen zu. Bei den untersuchten Fällen lag der DSW zufolge das Durchschnittsalter über 60 Jahre, oft seien die Käufer der Zertifikate 75 Jahre und älter gewesen. Gerade ihnen versicherten die Berater häufig, ein Zertifikat von Lehman sei zu 100 Prozent sicher, sagte Heise. Deshalb hätten viele ältere Menschen ihre Spareinlagen in Zertifikate umgewandelt. Hauptvermarkter der Lehman-Papiere in Deutschland waren der DSW zufolge die Citibank, die Dresdner Bank und die Sparkassen.

Die Pleite von Lehman wird deutsche Gerichte noch lange beschäftigen. Bisher liegen zwölf Urteile in erster Instanz vor. Die Banken haben bereits Berufung angekündigt. „Etwa fünf Jahre wird es dauern, bis alle Verfahren abgeschlossen sind“, schätzt Rechtsanwalt Borowski.

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