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Ein Mitarbeiter der Deutschen Bahn.

© dpa/Michael Matthey

„Wertschätzung gleich null“: Interne Chats sollen Frust von Bahn-Mitarbeitern zeigen

Ein Medienbericht zitiert aus einem internen Chat der Deutschen Bahn. Dabei wird deutlich, wie wenig Vertrauen viele Mitarbeiter in das Vorstandsteam des Konzerns haben.

Stand:

Kurz vor der Präsentation der Konzernstrategie der neuen Bahn-Chefin Evelyn Palla ist der Frust bei DB-Mitarbeitern offenbar groß. Zahlreiche Lokführer, Zugbeleiter und Disponenten klagten in internen Chats über zu lange Schichten und Überlastung, berichtet die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ), die mehrere solcher Nachrichten einsehen konnte.

Nach einem Interview von Fernverkehrs-Vorstand Michael Peterson für die Belegschafts-App „echt:klar“ äußerten sich der „SZ“ zufolge viele Mitarbeiter völlig frustriert und konsterniert. „Keine Weihnachtsfeier mehr. Die Motivation ist bei den meisten Mitarbeitern eher schlecht. Wertschätzung gleich null“, zitiert die Zeitung etwa den Bahnmitarbeiter Jochen D. „Wir müssen endlich aufhören, uns in die eigenen Taschen zu lügen“, habe sein Kollege Marcel D. im Chat geschrieben.

Dabei sei deutlich geworden, wie sehr das Bahnpersonal mittlerweile an Peterson und seinem Vorstandsteam zweifle. „Es muss alles im Konzern hinterfragt werden, auch wie es zusammenpasst, wenn Führungskräfte, die schon lange im Konzern sind, nun plötzlich den ‚Neustart‘ für richtig halten“, zitiert die „SZ“ den Mitarbeiter Sascha K.

„Das ganze System ist so krank“, habe Thomas J. geschrieben. „Ich habe immer noch den Eindruck, dass sich unsere Führungskräfte zu sehr über die Anzahl der angestoßenen Projekte, Powerpoint-Präsentationen und Excel-Tabellen definieren.“

Stellenabbau und gestrichene Sanierungsprogramme

Dem Bericht zufolge verkündete Peterson in seinem „echt:klar“-Interview unter anderem einen Abbau von rund 500 Stellen im Jahr 2026 und ein Ende des Programms „Volles Funktionieren“, das Probleme im Fernverkehr lösen sollte. Die bisherige Konzernstrategie „S3“ von Ex-Bahn-Chef Richard Lutz sei zudem „mit sofortiger Wirkung eingestellt“ worden, berichtet die „SZ“.

Auch das hätten Mitarbeiter kommentiert. So schrieb Morris K. der „SZ“ zufolge: „Zukunft Bahn – abgeschafft. Starke Schiene – abgeschafft. Volles Funktionieren – abgeschafft. S3 – abgeschafft.“ Er sei erst seit 2017 im Konzern, kenne in seinem Umfeld aber wenige, die derart viele Sanierungs- und Effizienzprogramme in so kurzer Zeit mitgemacht hätten. „Sind genau solche Dinge nicht auch maßgeblich daran beteiligt, warum das Vertrauen der operativen Personale in die Führungsebenen gegen null geht?“ Er jedenfalls habe das Vertrauen „in die entscheidungsrelevanten Stellen massiv verloren“, heißt es.

Andere Mitarbeiter sollen sich optimistisch mit Blick auf die neue Bahn-Chefin geäußert haben. „Persönlich hoffe ich nun mit Frau Palla auf eine langfristige Strategie, die nicht nur ein paar kurzfristige Sparmaßnahmen beinhaltet, sondern uns Eisenbahnerinnen und Eisenbahnern mal wieder eine Vision vermittelt, mit der wir uns identifizieren können“, zitiert die „SZ“ den DB-Mitarbeiter Florian B. (Tsp)

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