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Wirtschaft: WestLB-Chef Sengera steht vor der Ablösung

NRW-Regierung sucht Nachfolger – auch für weitere Vorstände

Frankfurt (Main) (HB). Die Spitze der Düsseldorfer WestLB gerät immer stärker unter Druck. Nach Informationen des Handelsblatts wackelt jetzt nun der Stuhl von Vorstandschef Jürgen Sengera. In Berliner Regierungskreisen hieß es, er könne bei der nächsten Aufsichtsratssitzung gefeuert werden.

Auslöser der Turbulenzen ist die Schieflage des Bereichs Sonderfinanzierungen, der von der früheren StarInvestmentbankerin Robin Saunders geführt wird. Wie das Handelsblatt erfahren hat, ist die Suche nach einem Nachfolger für Sengera bereits angelaufen. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Peer Steinbrück (SPD) habe die Angelegenheit zur Chefsache erklärt. Ein Sprecher der Regierung wollte dazu nichts sagen. Die WestLB gehört der Landesbank NRW, an der das Land mit 43 Prozent größter Anteilseigner ist. Die übrigen Eigentümer sind regionale Sparkassenverbände und Landschaftsverbände.

Über die Zukunft des Bankers soll schon in den kommenden zwei bis drei Wochen entschieden werden, wenn die Untersuchung der Londoner Geschäfte von Frau Saunders abgeschlossen ist. Dabei handelt es sich um eine Sonderprüfung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin). Bei den Geschäften waren Abschreibungen in Höhe von 430 Millionen Euro nötig geworden, die WestLB musste daraufhin ihren Verlust für 2002 auf 1,7 Milliarden Euro nach oben korrigieren – das war der höchste Verlust aller deutschen Banken im vergangenen Jahr.

In die Schusslinie geraten sind Landtagskreisen zufolge außer Sengera zwei weitere WestLB-Vorstände. Auch Vorstand Johannes Ringel, an den Saunders seit Januar berichtet, gilt als gefährdet. „Dann wäre die Bank in kürzester Frist vier Vorstände los. Das würde sie vollends in Schwierigkeiten bringen“, sagte ein Landtagsabgeordneter. Ein Sprecher der WestLB dementierte Personaldiskussionen.

Ende der neunziger Jahre habe Sengera als Vorstand die Saunders-Geschäfte mit verantwortet. Er könnte damit über eines seiner ambitioniertesten Auslandsprojekte stolpern. Getrieben vom Ehrgeiz, die Düsseldorfer Bank zu einem wichtigen Spieler auf der Finanzbühne zu machen, hatte das damalige Vorstandsmitglied seit Ende der neunziger Jahre die Londoner Aktivitäten protegiert. Saunders war 1998 von der Deutschen Bank zur WestLB gekommen. Nach einer Reihe von Erfolgen kamen bei der Finanzierung des Wembley-Stadions erste Zweifel an ihr auf. Weitere Kritik entzündete sich am Salär der Bankerin, das 2002 rund 15 Millionen Pfund betragen haben soll. Eine kleine Chance wird Sengera dennoch eingeräumt. Er könne möglicherweise überleben, wenn sich keine personelle Alternative bieten würde, hieß es.

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