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Wirtschaft: WestLB und Roland Berger für Verkauf der Messe Berlin

McKinsey: Risiken der ICC-Sanierung liegen bei 140 Millionen Euro/Messegeschäft ist bis zu 48 Millionen Euro wert

Berlin (alf). In der Auseinandersetzung um die Privatisierung der Messe Berlin hat die Geschäftsführung der Messe Unterstützung bekommen. Sowohl die Unternehmensberatung Roland Berger als auch die Investmentbank WestLB Panmure plädieren für eine Privatisierung. Die Beratungsfirma McKinsey hatte, wie berichtet, die Wahrscheinlichkeit einer „für das Land akzeptablen“ Privatisierung auf „unter 50 Prozent“ beziffert sowie die Wachstumsstrategie der Messe als „nicht schlüssig“ qualifiziert. MesseChef Raimund Hosch betreibt seit langem die Privatisierung der Messe in einem so genannten Zwei-Säulen-Modell: Das Land behält die Immobilien und ein Investor übernimmt das eigentliche Messegeschäft, also die Veranstaltungen. Im Senat stößt diese Strategie auf erhebliche Vorbehalte, weil die Chancen und Risiken für das Land nicht deutlich würden. Laut McKinsey hat das Land Berlin in den letzten drei Jahren jährlich 12,8 Millionen Euro für die Wartung und Instandsetzung der Messebauten inklusive ICC ausgegeben. Dazu kamen 72,8 Millionen Euro für Bauinvestitionen – jedes Jahr. In den kommenden Jahren könnte vor allem das ICC den Landeshaushalt belasten. „Die innerhalb der nächsten zehn bis 15 Jahre drohende Sanierung des ICC wird mit 140 Millionen Euro veranschlagt“, schreibt McKinsey.

Auf die ICC-Risiken gehen WestLB Panmure und Roland Berger nicht ein. Die Investmentbank bietet sich in einem Schreiben gegenüber dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Messe Berlin und Tui-Vorstandsmitglied Ralf Corsten als Dienstleister im Privatisierungsverfahren an. „Wir haben bereits eine Vielzahl von Gesprächen mit deutschen und internationalen Messeunternehmen sowie potenziellen strategischen Investoren beziehungsweise Finanzinvestoren geführt.“ Dabei sei die WestLB Panmure „mehrfach auf eine mögliche Privatisierung der Messe Berlin GmbH angesprochen worden“.

In den „Überlegungen zur strategischen Neupositionierung“ der Messe Berlin plädiert die Investmentbank sowohl für die Privatisierung der Veranstaltungen als auch der Immobilien. Der Verkauf der Messeinfrastruktur an ein Immobilienunternehmen ermögliche die „Einwerbung zusätzlicher Mittel“. Im Senat stand indes der Verkauf des Geländes und der Gebäude unterm Funkturm nie ernsthaft zur Debatte. Die Unternehmensberatung Roland Berger hält in Berlin denn auch eine Teilprivatisierung für möglich. Auf Grund der hohen Kapitalintensität des Geländes und der Gebäude „liegt das Interesse privater Investoren ausschließlich im Erwerb von Messeveranstaltungen“. Für den Verkauf dieses operativen Geschäfts könnte das Land Berlin einer „ersten Abschätzung von Roland Berger“ zufolge einen Unternehmenswert veranschlagen, der zwischen 27,5 und 48,5 Millionen Euro liegt.

Im Vergleich zum Status Quo ist für Roland Berger „die Privatisierung der Messe Berlin die klar zu präferierende Alternative“. Dabei sei aus Sicht des Landes Berlin „neben der Optimierung des Veräußerungserlöses vor allem die vertragliche langfristige Bindung des bestehenden Messeprogramms an den Messeplatz Berlin“ wichtig. Der zentrale Vorteil der Privatisierung liege für Berlin in der „steigenden Umwegrentabilität“: Gegenwärtig gewährleistet das Messewesen in Berlin 12 500 Arbeitsplätze; nach der Privatisierung und mit einer „konsequenten Vorwärtsstrategie“ – auch mit den Investitionsmitteln des Käufers – könnte der Beschäftigungseffekt der Berliner Messe auf 17100 steigen. Das hat jedenfalls Roland Berger in einer Modellrechnung ermittelt.

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