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© EPA

Wettbewerb auf der Schiene: Seite an Seite mit der Bahn

Verkehrsminister Ramsauer will den Staatskonzern vor Konkurrenz aus Frankreich schützen.

Berlin - Auf Europas Schienenmarkt kommt nach Jahren mit nationalen Monopolen der Wettbewerb in Gang. Gleich zwei Anbieter wollen in naher Zukunft Fernzüge in Deutschland fahren lassen und der Deutschen Bahn Konkurrenz machen. Der Staatskonzern hat es aber schwer, seinerseits im Ausland anzutreten, etwa im Nachbarland Frankreich. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer strebt daher an, die Marktöffnung zum vorrangigen Thema zu machen.

Das Unternehmen Locomore Rail kündigte an, ab Mitte August 2010 dreimal täglich eine Zugverbindungen zwischen Hamburg und Köln anzubieten. „Das ist eine der attraktiven Strecken im deutschen Netz“, sagte Geschäftsführer Derek Ladewig dieser Zeitung. Man werde bessere Preise anbieten als bisher und wolle Bahn-Kunden ebenso erreichen wie Autofahrer und Flugzeugkunden. Allerdings kämen keine ICEs, sondern lokbespannte Züge zum Einsatz. Diese seien gebraucht und würden modernisiert.

Darüber hinaus ist Locomore am Betrieb weiterer Strecken interessiert – man wolle etwa von Berlin über Hannover und das Ruhrgebiet nach Frankfurt am Main fahren, außerdem von Frankfurt am Main nach Hamburg, sagte Ladewig. Allerdings habe man dazu noch nicht die nötigen Trassen – darüber werde man mit der Netz-Tochter der Deutschen Bahn im Frühjahr verhandeln. Locomore ist ein Unternehmen aus Berlin, hinter dem ein US-Investor aus Pittsburgh steht.

Bislang hat der deutsche Staatskonzern im Fernverkehr nahezu ein Monopol. Allein auf zwei Strecken – von Berlin ins sächsische Plauen sowie von Leipzig über Berlin nach Warnemünde – gibt es Züge von Arriva und Veolia. Diese sind zwar preiswerter, aber auch langsamer als die Bahn-Fernzüge. Konkurrenten taten sich bislang schwer, weil ein Einstieg in den Fernverkehrsmarkt hohe Investitionen in Züge und Werkstätten erfordert.

Auch die französische SNCF drängt auf den deutschen Markt. Sie hat mehrere Verbindungen im Blick: Es soll über die Grenze nach Frankfurt am Main und Düsseldorf nach Hamburg gehen, zudem von Frankfurt über Erfurt nach Berlin und von Berlin nach Hamburg. Die Details werden aber erst im April mit der Bahn-Netztochter geklärt. Der Betrieb werde „irgendwann 2011“ aufgenommen, wenn man sich einige, kündigte ein Sprecher an. Auch hier sollen keine TGV-Schnellzüge, sondern lokbespannte Züge fahren. Über mögliche Preise wollte er nichts sagen.

Ein Bahn-Sprecher sagte, die SNCF habe die Bahn vor zwei Wochen über das Vorhaben informiert, auf dem deutschen Markt aktiv werden zu wollen. Wettbewerb sei für den Konzern „nicht neu“ und im Regionalverkehr seit Jahren normal. Es sei aber ein Problem, dass die Bahn in anderen Ländern Europas nicht ebenso agieren könne wie ausländische Staatsbahnen und Konzerne hierzulande. Ob die Bahn mit Preissenkungen auf die Konkurrenz reagieren werde, sei noch unklar. Bislang betreibt der Konzern gemeinsam mit der SNCF Züge von Frankfurt am Main und Stuttgart nach Paris. Ab 2012 ist ein weiteres gemeinsames Angebot nach Südfrankreich geplant. Inoffiziell galt zwischen den Unternehmen bislang ein Nichtangriffspakt.

Der neue Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) hat Verhandlungen mit Paris über die Marktöffnung angekündigt. Dazu habe er bereits Kontakt mit der französischen Regierung aufgenommen, hieß es am Freitag. „Ich bin durchaus für Wettbewerb, nur muss er auf beiden Seiten stattfinden“, bekannte er. mit dpa

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