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Wirtschaft: Wie Bertelsmann Bertelsmann bleibt

Liz Mohn zieht die Fäden bei Deutschlands größtem Medienunternehmen – und achtet darauf, dass der Einfluss der Unternehmerfamilie gewahrt wird

Berlin (bz/hps/pes/HB). Deutschlands größter Medienkonzern Bertelsmann wird dauerhaft den Charakter eines Familienunternehmens behalten. Das sagte Liz Mohn, die Vertreterin der Familie im Aufsichtsrat, in der Verwaltungsgesellschaft und im Präsidium der BertelsmannStiftung, dem Handelsblatt. Dafür stehe auch die Entscheidung, nur ein Viertel der Unternehmensanteile an die Börse zu bringen.

Liz Mohn ist die heimliche Herrscherin in der Gütersloher Zentrale des Medienkonzerns, zu dem der Buchclub, Druckereien, die Mehrheit am Hamburger Verlag Gruner + Jahr, Schallplattenlabels und zahlreiche weitere Beteiligungen gehören. Als Ehefrau des Ex-Vorstandschefs und Haupteigentümers Reinhard Mohn nahm sie zunächst im Aufsichtsrat und im Präsidium der Bertelsmann-Stiftung Platz. Die letzte und wichtigste Beförderung kam im Juli dieses Jahres, nachdem sie ihre erste spektakuläre Personalentscheidung getroffen hatte: Sie übernahm die Geschäftsführung der Bertelsmann-Verwaltungsgesellschaft, die die Familienanteile am Unternehmen verwaltet – und feuerte den bisherigen Vorstandschef Thomas Middelhoff.

Mit dem Abgang von Middelhoff bekam Bertelsmann sein Profil als Familienunternehmen zurück – die weit reichenden Börsenpläne des ehrgeizigen Medienmanagers wurden zusammengestrichen. Auf die Börsenfrage hatte sich das Zerwürfnis zwischen Middelhoff und den Mohns am Ende konzentriert. Middelhoff wollte Bertelsmann auf internationaler Ebene zu einem ganz großen Mitspieler machen. Reinhard und Liz Mohn entschieden sich gegen diesen Plan – und für den dauerhaft starken Einfluss der Familie.

„Jene 75 Prozent der Anteile, für die die Bertelsmann-Verwaltungsgesellschaft die Stimmrechte ausübt, gehen nicht an die Börse“, stellte Liz Mohn jetzt im Gespräch mit dem Handelsblatt noch einmal klar – „auch wenn Bertelsmann im Grunde kein Familienunternehmen mehr ist, sondern ein Konzern, der mit etwa 450 Firmen in mehr als 50 Ländern tätig ist“.

Auch in der Familie sei sichergestellt, dass die Verbindung mit dem Unternehmen auch in der nächsten Generation trage. „Viele Eigenschaften in der Familie, die sich immer sozial engagiert hat, können für die Kontinuität des Unternehmens wertvoll sein. Zwei meiner Kinder sind im Unternehmen und empfinden Verantwortung Bertelsmann gegenüber. Das kann gar nicht anders sein, dafür schlägt das Herz. Das ist unser Leben.“ Das partnerschaftliche Prinzip, nach dem das Unternehmen aufgebaut sei, erfordere diese Kontinuität.

Dafür sei auch der Standort Gütersloh wichtig. „Gütersloh ist eine kleine Stadt, wo Gemeinschaft gelebt wird und wo unsere Mitarbeiter gut ihre Kinder erziehen können. Heute gibt es ja die Möglichkeit, mit dem Auto schnell herumzukommen. Die Kleinstadt kann auch Ruhe und Geborgenheit bedeuten“, meinte Frau Mohn.

Vertrauen in die Mitarbeiter und Führungskräfte sei das Prinzip, auf dem die Zusammenarbeit zwischen der Familie und familienfremden Managern beruhe. Deshalb falle es der Eigentümerfamilie auch schwer, sich von langjährigen Weggefährten zu trennen. „Wenn etwas Einschneidendes passiert, ist es für alle Beteiligten nicht leicht. Wenn Vertrauen nicht mehr vorhanden ist, ist das wie bei einer Scheidung.“ Auch die Entscheidung, Middelhoff gehen zu lassen, sei eine einschneidende gewesen: „Eine Trennung von Menschen an meiner Seite fällt mir generell sehr schwer – das gilt nicht nur für einen Vorstandsvorsitzenden. Aber jetzt richten wir unseren Blick nach vorne. Ich weiß das Unternehmen unter der Führung von Gunter Thielen in sehr guten Händen.“

Obwohl Liz Mohn neben Friede Springer als mächtigste Medienfrau Deutschlands gilt, lehnt sie es ab, über Macht zu sprechen. „Ich kann gestalten, aber das Wort Macht ist ein Negativbegriff für mich. Wenn Sie Verantwortungsbewusstsein für andere Menschen haben, dann zweifeln Sie das Wort Macht stark an.“

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