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Ein Mann mit Skihelm und Skibrille.

© promo

Wie gefährlich ist Ski fahren?: „Après-Ski gehört dazu“

Erst verunglückte Michael Schumacher, dann Angela Merkel - sollte man vom Wintersport die Finger lassen? Ski-Experte Andreas König gibt Tipps

Herr König, zurzeit sorgen spektakuläre Unfälle für viel Aufmerksamkeit. Ist der Skisport gefährlicher geworden?

Ein klares Nein! Im Gegenteil: Ski fahren ist eher sicherer geworden, wie unsere Statistik zeigt. Seit 1980 ist die Unfallwahrscheinlichkeit um 58 Prozentpunkte gefallen.

Woran liegt das?

Zum einen an der besseren Ausrüstung wie etwa den Sicherheitsbindungen. Zum anderen an den besser präparierten Pisten, wobei die technische Beschneiung eine wichtige Rolle spielt. Und schließlich ist auch ganz allgemein das Sicherheitsbewusstsein gestiegen. Helme zum Beispiel gab es auch schon vor 30 Jahren, aber heute setzen immer mehr Skifahrer tatsächlich auch einen Helm auf.

Der Eindruck, dass durch die moderne Skitechnik und besser präparierte Pisten immer schneller und riskanter gefahren wird, stimmt also nicht?

Das ist eine zweischneidige Sache. Tatsächlich werden schneller hohe Geschwindigkeiten erreicht, aber man kann das Fahren auch schneller erlernen. Fakt ist, dass vor der Einführung der modernen Carving-Ski viel mehr passiert ist.

Was sind die häufigsten Verletzungen?

Das Knie ist nach wie vor Spitzenreiter mit 37 Prozent aller Verletzungen. So ein Knie ist schnell verdreht und der lange Ski wirkt als großer Hebel. Allerdings ist die Verletzungsgefahr bei vielen anderen Freizeitsportarten deutlich höher. Dann folgt die Schulter mit 20 Prozent aller Verletzungen, dann Rücken und Rumpf. Der Anteil der Kopfverletzungen ist stark gefallen – von zehn Prozent vor drei Jahren auf aktuell nur noch 7,2 Prozent. Wie gesagt, das liegt daran, dass inzwischen 99,9 Prozent aller Kinder und 70 bis 80 Prozent der Erwachsenen einen Helm tragen.

Sollte man eine Helmpflicht einführen?

Eine Helmpflicht fordern wir nicht, auch wenn wir natürlich pro Helm sind. Aber wir setzen auf Freiwilligkeit und wie man sieht, funktioniert es ja auch.

Was sind die ärgsten Fehler der Skifahrer?

Unvorbereitet in den Skiurlaub zu fahren. Man sollte wenigstens ein bis drei Monate zuvor beginnen, seine allgemeine Fitness aufzubauen und die Muskeln zu trainieren. Auch die Ausrüstung muss fit sein: Mindestens einmal im Jahr muss die Bindungseinstellung im Sportgeschäft gecheckt werden. Und mit scharfen Kanten und frisch gewachstem Belag fährt man besser und damit sicherer. Schließlich kommt es auf das richtige Verhalten an: Ähnlich wie im Straßenverkehr sollte man die wichtigsten Pistenregeln kennen – und auch beherzigen.

Welche Rolle spielt der Alkohol?

Après-Ski gehört einfach dazu. Aber das findet heute im Tal statt. Bei den Unfallursachen spielt Alkohol mit weniger als einem Prozent der Fälle kaum eine Rolle.

Andreas König

ist Sicherheitsexperte des Deutschen Skiverbands. Über die Landesskiverbände sind rund 650 000 Skisportler im DSV organisiert. Das Gespräch führte Corinna Visser.

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