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Wirtschaft: Wieder Verhandlungen über Arbeitszeit Ost

IG Metall will Tarifverträge in Kraft setzen/Arbeitgeber wollen 38-Stunden-Woche bis 2008 festschreiben

Berlin (alf). In die ostdeutsche Tarifszene kommt wieder Bewegung. Am Mittwoch gingen bei den Arbeitgeberverbänden der Metallindustrie Schreiben der IG Metall ein, in denen die Gewerkschaft vier Verhandlungstermine im September vorschlägt. Dabei soll es darum gehen, die auf Grund des Arbeitskampfes um die 35Stunden-Woche gekündigten Tarifverträge wieder in Kraft zu setzen.

Nach dem verlorenen Arbeitskampf hat die IG Metall allerdings wenig in der Hand, um die Arbeitgeber auf Kompromisskurs zu bringen. Deshalb beharrt etwa der sächsische Arbeitgebervertreter, Bodo Finger, auf einer Festschreibung der 38-Stunden-Woche im Osten bis 2008. Anders gesagt: Die Arbeitgeber sind bereit, die Tarifverträge wieder anzuwenden, wenn die Arbeitszeit in den kommenden fünf Jahren nicht verändert wird, also keine Arbeitszeitverkürzung auf die Tagesordnung kommt. Das würde allerdings in Betrieben, deren Gewerkschaftsmitglieder im Juni einige Wochen für die 35 Stunden gestreikt haben, mindestens auf Unverständnis stoßen. Deshalb lehnt zum Beispiel VW – der Konzern beschäftigt im sächsischen Zwickau 6100 Personen – ein Arbeitszeit-Moratorium bis 2008 ab. Nach Angaben aus Arbeitgeberkreisen will VW der IG Metall entgegenkommen und die 38-Stunden-Woche nur bis 2005 festschreiben. Danach könnte dann wieder über eine Verkürzung gesprochen werden.

Der sächsische Arbeitgeberpräsident Finger lehnt das ab und würde sogar einen Verbandsaustritt von VW in Kauf nehmen, obwohl die Wolfsburger – als mit Abstand größtes Mitglied – mehr als die Hälfte der Einnahmen des Sachsenverbandes zahlen. Am 29. August wollen sich die ostdeutschen Metallarbeitgeber mit dem Dachverband Gesamtmetall in Berlin zu einem „Koordinierungsgespräch“ unter der Leitung von Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser treffen. Dann wird sich zeigen, ob die Hardliner um Finger – der verbandsintern als Nordkoreaner bezeichnet wird – oder die moderaten Kräfte um Kannegiesser die Richtung vorgeben. Finger jedenfalls fühlt sich nach dem erfolgreichen Arbeitskampf so stark wie nie: Er möchte den Sieg im Osten auch im Westen nutzen und dort eine Debatte über die Verlängerung der Arbeitszeit anstoßen. In der westdeutschen Metallindustrie gilt bereits seit 1996 die 35-Stunden-Woche.

Die IG Metall diskutierte unterdessen in Berlin unter der Leitung des ostdeutschen Metallerchefs Hasso Düvel die Ursachen der Niederlage. In der Gewerkschaft wird erwartet, dass Düvel, der im Januar 59 Jahre alt wird, spätestens Anfang kommenden Jahres abtritt. Als Nachfolger werden der Abteilungsleiter für Tarifpolitik in der Frankfurter Zentrale, Armin Schild, der Berliner Tarifsekretär Hubert Dünnemeier, der erste Bevollmächtigte in Berlin Arno Hager, sowie der Chemnitzer IG–Metall-Chef Sieghard Bender gehandelt.

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