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Viel zu tun. Schäden hat die Flut nicht nur an Straßen und Kanälen hinterlassen.

© dpa

Wiederaufbau nach dem Hochwasser: Betriebe warten auf neuen Aufschwung

In den Hochwassergebieten hoffen Handwerksbetriebe auf Folgeaufträge. Denn einige von ihnen konnten auch von den Überschwemmungen profitieren - aber nicht alle.

Das Hochwasser, das im Juni Bayern und die ostdeutschen Länder überschwemmte, „wird sich am Jahresende schon in unserer Bilanz sichtbar machen“, sagt Frank Sachse. Und freut sich darüber. Denn Sachse ist Miteigentümer der Verpackungsfirma Muhesa. Das brandenburgische Unternehmen vertreibt unter anderem Sandsäcke. „Als die Flut kam, hat sich unser Absatz verfünffacht.“ Vor allem nach Halle und nach Hamburg gingen die Säcke, als die Flutwelle Bayern, Sachsen und Thüringen bereits überschwemmt hatte.

Unternehmen wie Muhesa konnten unmittelbar von der Katastrophe profitieren. Viele andere – Malerbetriebe, Baufirmen, Elektroingenieure – werden nun gebraucht. Die Wirtschaft hofft bei allem Schaden, den die Flut brachte, auf einen kräftigen Konjunkturschub. „Es wird Impulse geben“, sagt Jürgen Rogahn, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer (HWK) in Halle. Erst habe die Baubranche mit einem langen Winter gekämpft, dann kam die Flut: „Nun werden die Aufträge reinrauschen.“

Das Dresdner Ifo-Institut geht davon aus, dass mit dem Wiederaufbau eine zusätzliche Nachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern in Höhe von sechs Milliarden Euro einhergeht. In neuen Jobs werde sich das allerdings nicht widerspiegeln. Vielmehr werde es darauf hinauslaufen, dass das bestehende Personal Überstunden mache. Auch die Handwerkskammern warnen vor Euphorie: Wo die einen Betriebe mit einem Auftragsaufschwung rechnen können, werden vom Wasser geschädigte Firmen lange brauchen, um wieder auf die Beine zu kommen. Allein in Halle waren 150 Handwerksbetriebe direkt betroffen. „Wer durch Stromausfälle oder Lieferengpässe während der Flut Umsatzeinbußen hinnehmen musste, der erholt sich nun nicht so schnell“, sagt Rogahn. Bund und Länder haben zwar eine Soforthilfe in Höhe von acht Milliarden Euro zugesagt. Allerdings greift diese nur bei Sachschäden. Bezuschusst werden nicht versicherte Hochwasserschäden mit 50 Prozent der Ausgaben. Für indirekte Schäden gibt es kein Geld.

"Da kommt noch einiges auf uns zu"

Abgewickelt wird die Soforthilfe in Sachsen-Anhalt von der Investitionsbank (IB). Bis Mitte Juli gingen dort 505 Anträge auf Unterstützung ein – mit einem Volumen von rund 11,1 Millionen Euro. Bei der IB geht man jedoch davon aus, dass bis Jahresende insgesamt 800 bis 1000 Fördermittelanfragen gestellt werden. Aus der Gastronomiebranche kamen bislang die meisten Anträge.

Sabine Matzke von der Industrie- und Handelskammer (IHK) in Magdeburg hat ähnliche Beobachtungen gemacht. „Da kommt noch einiges auf uns zu“, sagt sie mit Blick auf die Nachwirkungen der Flut. Vor allem Gastro- und Tourismusbetriebe würden nun nachhaltig leiden. Die Kammern leisten nun gemeinsam „viel Imagearbeit“, um wieder Gäste in die betroffenen Länder zu holen. Eine positive Auswirkung auf die Konjunktur sehen IHK und HWK frühestens im dritten Jahresquartal.

Auch Dirk Leckscheid rechnet nur mit einem langsamen Konjunkturaufschwung. Leckscheid ist Leiter der Kundendienstabteilung bei FB Aufzüge, einem Fahrstuhlhersteller aus Dresden. Wie schon 2002 hat die Flut viele Lifte der mittelständischen Firma ruiniert. Vor allem Aufzüge mit hydraulischem Antrieb – hier liegen meistens Steuerung und Antrieb im Untergeschoss – sind betroffen. „Der Vorteil gegenüber 2002 ist, dass wir aus der Flut gelernt haben. Damals waren wir weit über unseren Kapazitäten, jedem Kunden unmittelbar helfen zu können. Dieses Mal sind alle besser vorbereitet.“ Dennoch rechnet Leckscheid damit, dass alle Reparaturen erst in rund einem Jahr abgeschlossen sind. Das hänge davon ab, wie schnell der Kunde nun zu dem Unternehmen komme: „Die ersten betroffenen Aufzugsanlagen laufen bereits wieder.“

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