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Wirtschaft: Wim Duisenberg: Mr. Euro wird 65 - EZB-Präsident überzeugt durch seine Gelassenheit

Zumindest diesen Geburtstag wird Willem Frederik - kurz Wim - Duisenberg in relativer Ruhe genießen können. Nicht nur weil der 65.

Zumindest diesen Geburtstag wird Willem Frederik - kurz Wim - Duisenberg in relativer Ruhe genießen können. Nicht nur weil der 65. auf einen Sonntag fällt, sondern weil es auch um den Euro etwas ruhiger geworden ist und weil die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihrer deutlichen Zinserhöhung Anfang Juni ein eindeutiges Zeichen gesetzt hat. In einem Jahr könnte es anders aussehen. Denn dann wird die Diskussion um Duisenbergs Nachfolger einsetzen. Bis zur Einführung des Euro-Bargelds, bis Mitte 2002, wird der weißhaarige, ruhige Niederländer noch im Amt bleiben.

Nicht nur in Frankfurt und Berlin, auch in den anderen europäischen Hauptstädten und Finanzzentren wird Duisenberg bescheinigt, dass er einen guten Job macht. Auch wenn der schwache Kurs des Euro dies nicht belegt: Die EZB hat sich in den rund zwei Jahren ihres Bestehens, davon rund 18 Monate in der Verantwortung für die europäische Geldpolitik, Ansehen und Vertrauen erarbeitet. Das liegt vor allem an der Gelassenheit des Präsidenten, der die Bank souverän führt - keine Selbstverständlichkeit bei Notenbankern aus elf Ländern und 1000 Mitarbeitern aus 15 Nationen.

Allerdings hat auch Duisenberg hinzulernen müssen. Dass "ein Euro ein Euro ist", so wie für die Amerikaner ein Dollar eben ein Dollar, das würde der EZB-Präsident heute nicht mehr sagen. Die Äußerung, die er vor gut einem Jahr fallen ließ, hing ihm monatelang an. Erst im Laufe dieses Jahres haben er und die EZB einen Weg gefunden, wie sie den schwachen Kurs des Euro öffentlich bewerten. Mittlerweile antwortet der Niederländer nur auf konkrete Fragen, zu Spekulationen nimmt er keine Stellung. Er antwortet klar und lässt wenig Raum für Interpretationen.

Kritische Stimmen sind rar. Die Wahl des Wirtschafts-Professors hat sich als richtig erwiesen. "Geld ist mein Fach", hat der großgewachsene Banker, der am 9. Juli 1935 im niederländischen Heerenveen geboren wurde, einmal gesagt. Viele Jahre war er für den IWF tätig, 1973 bis 1977 niederländischer Finanzminister, danach Bankchef, Präsident der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) und 1982 bis 1997 Präsident der niederländischen Notenbank. Dass ihm Europas Finanzminister einen eigenen Euro-Sprecher gegenüber stellen wollen, sieht Duisenberg in der ihm eigenen Art gelassen. "Dagegen habe ich nichts, ich bin auch nicht dafür. Ich nehme dies einfach zur Kenntnis."

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