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Wirtschaft: „Wir brauchen Kriterien für die Qualität“

Es gibt immer mehr Unternehmen, die mit unserem schlechten Klimagewissen Geld verdienen. Was halten Sie von solchen Angeboten zur Klimaneutralität?

Es gibt immer mehr Unternehmen, die mit unserem schlechten Klimagewissen Geld verdienen. Was halten Sie von solchen Angeboten zur Klimaneutralität?

Ein solcher Ausgleich darf nicht dazu führen, dass man gar nicht mehr darüber nachdenkt, ob beispielsweise jeder Flug wirklich nötig ist. Für solche, die nicht vermieden werden (können), finde ich es aber gut, einen Ausgleich zu zahlen, mit dem Projekte gefördert werden können, die sonst nicht genügend Förderung erfahren.

Braucht es einen Qualitätsstandard für solche Ausgleichsprojekte?

Ja, den sollte es geben. Und es gibt ihn auch schon. Es ist der Gold Standard, mit dem derzeit sogenannte CDM-Projekte bewertet werden. Das sind Investitionsmöglichkeiten für Firmen oder Länder, die beispielsweise in Entwicklungsländern den Ausstoß von Kohlendioxid reduzieren wollen, um so Emissionszertifikate zu erwerben. Das Klimaabkommen von Kyoto hat diese Möglichkeit eröffnet. Atmosfair beispielsweise, das einen Klimaausgleich für Flüge anbietet, hat sich verpflichtet, nur Projekte zu fördern, die diesem Gold Standard entsprechen. Es wäre gut, wenn sich andere genauso verpflichten würden.

Was halten Sie von Aufforstungsprojekten als Ausgleich?

Sie können sinnvoll sein. Aber wenn es ein Projekt ist, bei dem zunächst Regenwald abgeholzt wurde, um dann eine Palmölplantage anzulegen, dann ist das natürlich nicht sinnvoll.

Halten Sie eine generelle Zertifizierung von solchen Ablassunternehmen für sinnvoll?

Das Volumen dieser Geschäfte wird sich gewaltig erhöhen. Ich denke schon, dass eine Zertifizierung wünschenswert wäre. Sonst ist die Qualität dieser Angebote einfach für Kunden kaum zu überblicken.

Sollte der Bundestag eine Zertifizierung vorschreiben? In Großbritannien wird darüber ernsthaft diskutiert, um zu verhindern, dass Bürgern für schlechte Projekte Geld aus der Tasche gezogen wird.

Ich zweifle daran, dass der Bundestag verhindern könnte, dass auch schlechte Angebote gemacht werden. Aber ein Label zu entwickeln, das die Qualität der Angebote bewertet, das finde ich schon sinnvoll. Das könnte vermutlich sogar der Gold Standard sein. Aber es sollte Sache der Unternehmen sein, sich selbst um eine Zertifizierung zu bemühen, den Gold Standard einzuhalten. Wir sollten uns am Gold Standard orientieren, und das sollte auch die Basis politischer Empfehlungen sein. Ob es dafür ein Gesetz braucht, sollten wir entscheiden wenn das Geschäft mal einige Zeit läuft, und wir mehr Erfahrungen gesammelt haben.

Das Gespräch führte Dagmar Dehmer.

Frank Schwabe (35) gehört dem Bundestag seit 2005 an. Der SPD-Politiker ist in seiner Fraktion für die Klimapolitik zuständig. Gleichzeitig ist er Mitglied des Kreistags in Recklinghausen.

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