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Wirtschaft: „Wir haben die Chance, das Alter neu zu definieren“ DIRK MENSEN (33)

Wenn ich meine Mutter anrufe, dann sagt sie immer öfter: „Geht gerade nicht.“ Sie ist dann beim Sport oder im Urlaub.

Wenn ich meine Mutter anrufe, dann sagt sie immer öfter: „Geht gerade nicht.“ Sie ist dann beim Sport oder im Urlaub. Gerade kommt sie von einer Radtour an der Nordsee zurück mit viel Gegenwind. Sie ist jetzt 71.

Wir machen gerade einen Bewusstseinswandel durch, was die Rolle des Alterns angeht: Früher gab es das „Altenteil“ und die Alten galten als Weise und Mentoren. Das war die angenehme Seite. Die düstere Seite habe ich als Zivildienstleistender in einem Altenheim kennen gelernt. Das Ideal beschrieben die drei „S“: satt, still und sauber sollten sie sein. Das hat sich geändert. Die Alten sind ständig unter Zugzwang, fit und jung zu bleiben. Unsere Generation hat nun die Chance, das Alter neu zu definieren.

Dazu gehört auch, dass es Produkte gibt, deren Benutzung nicht stigmatisiert. Meine Oma hatte eines dieser diskriminierenden Rohrgestelle als Gehhilfe, die ihr immer peinlich war. Sie ist nie rausgegangen damit und dann schnell bettlägerig geworden, eigentlich aus Scham. Noch im Studium habe ich eine mobile Gehhilfe entwickelt, die jetzt bei „Khargo“ in Serie gegangen ist und einen Design-Preis gewonnen hat. Mein Gerät soll Lust machen, es soll wie ein schickes Sportgerät aussehen, das Leute sich wünschen – und nicht verschrieben kriegen. Mein Vater nimmt es manchmal zum Boule-Spielen mit, da kann er sich zwischendurch mal hinsetzen. Grundsätzlich müsste man bei alten Menschen ihre typischen Qualitäten betonen. Das kann auch auf der Ebene der Produkte ansetzen. „Zen by Design“ nenne ich das. Das lohnt sich ja auch: Die Alten von heute werden bis zu ihrem Tod ein stabiles Einkommen haben. Das kann man von meiner Generation nicht gerade behaupten. Ich selbst sehe mich im Alter an einer langen Tafel mit großer Familie. Zu meinem einen sechsjährigen Sohn sollen noch viele Kinder hinzukommen.

BERUF

Produkt-Designer

LEBT IN

Köln

FAMILIE

Eine ältere Schwester, ein sechsjähriger Sohn, ledig

RENTENEINTRITT

„Hoffentlich nie“

ALTERSVORSORGE

Private Ersparnisse

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