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Wirtschaft: „Wir sind nicht mehr die Riesenkröte“

Die Berlin Hyp sieht sich gut gerüstet für den Verkauf. Auch wenn sie gleich weitergereicht wird

Berlin – Die Immobilienbank Berlin Hyp präsentiert sich als attraktives Kaufobjekt. Das Institut, das zur Landesbank Berlin gehört und zusammen mit ihr verkauft werden soll, konnte seinen Gewinn im vergangenen Jahr nahezu verdoppeln: Der Überschuss stieg um 48,5 Prozent auf 54,5 Millionen Euro. Damit setzt sich der Sanierungserfolg des Unternehmens fort. 2001 hatte es als Teil der Bankgesellschaft Berlin im Zentrum des Berliner Bankenskandals gestanden und noch einen Verlust von mehr als 92 Millionen Euro ausgewiesen.

„Vor dem Hintergrund der erreichten Erfolge gehen wir mit Selbstbewusstsein in den Verkaufsprozess“, sagte Vorstandschef Jan Bettink am Mittwoch in Berlin. „Wir sind sicherlich nicht mehr die Riesenkröte, die man schlucken muss.“

Der Immobilienfinanzierer Berlin Hyp gehört zu 90 Prozent der Landesbank Berlin (LBB), der ehemaligen Bankgesellschaft. Gut neun Prozent hält die Nord LB. Die Bank entstand im Jahr 1868 als Berliner Pfandbriefinstitut. Nach ihrer Umwandlung zur Berlin Hyp in den neunziger Jahren wurde sie in den LBB-Konzern eingebracht. Das Land Berlin muss sich bis Jahresende auf Geheiß der EU-Kommission von seinem 81-prozentigen Anteil an der LBB trennen, weil es die ehemalige Bankgesellschaft vor sechs Jahren nur mit Milliardenbeihilfen vor dem Aus bewahrt hatte. In der ersten Runde des Bieterprozesses haben 19 Banken und Finanzinvestoren aus dem In- und Ausland ihr Interesse bekundet.

Im Fokus der Bieter steht die ebenfalls zur LBB gehörende Berliner Sparkasse. Die Berlin Hyp mit ihren 385 Mitarbeitern hingegen könnte von einem Käufer schnell weiterveräußert werden. „Das hängt davon ab, ob es in den Businessplan des Käufers passt“, sagte Bettink. „Man kann das sowohl separat sehen als auch gemeinsam. Wir fühlen uns aber in der Gemeinschaft sehr wohl.“

Für das abgelaufene Geschäftsjahr soll die Berlin Hyp erstmals seit der Bankenkrise wieder eine Dividende zahlen. Angepeilt sei eine Größenordnung von 20 Cent pro Aktie, sagte Bettink. Der Aufsichtsrat müsse aber noch entscheiden.

Im vergangenen Jahr hat die Berlin Hyp von der großen Immobiliennachfrage in Deutschland profitiert und ihr Neugeschäft fast verdoppelt. Insgesamt sagte sie neue Darlehen über 2,8 Milliarden Euro zu. „Wir zählen uns inzwischen zum Kreis der wichtigsten überregionalen Immobilienfinanzierer in Deutschland“, sagte Bettink. 58 Prozent des Neugeschäfts mache die Bank mittlerweile in Westdeutschland, nur noch knapp ein Drittel in Berlin und Umgebung.

In Zukunft soll die Berlin Hyp verstärkt im Ausland wachsen. Nach einer jüngst eingerichteten Repräsentanz in London sind weitere Standorte in Amsterdam, Prag und Warschau geplant. Auf dem Heimatmarkt werde der Konkurrenzdruck wachsen, meint Bettink, die Margen würden weiter sinken. „Deutsche Immobilien stehen im Fokus fast aller Investoren.“ Dennoch rechne er erneut mit einem besseren Ergebnis. stek

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