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Wirtschaft: "Wir zahlen nichts drauf"

Betrieb des neuen Großflughafens unter Dach und Fach gebracht werden.Jetzt ist bald März.

Betrieb des neuen Großflughafens unter Dach und Fach gebracht werden.Jetzt ist bald März.Wann ist Hochtief mit der Geduld am Ende?

LEICHNITZ: Mit der Geduld ist das so eine Sache.Uns lag am 16.Dezember ein rundes Vertragswerk vor.Unser Investorenkonsortium war mit den Altgesellschaftern, Berlin, Brandenburg und dem Bund grundsätzlich einig.Dann aber stellte die öffentliche Hand neue Fragen.Darüber wird jetzt sorgfältig gesprochen.Wir wollen nichts übers Knie brechen.

TAGESSPIEGEL: Herr Leichnitz, bereits im Dezember sollten die Verträge über die Privatisierung der drei Berliner Flughäfen und den Bau sowie

TAGESSPIEGEL: Hochtief verfügt über profunde Erfahrungen im Flughafengeschäft.Ist die Realisierung des Projektes in Berlin besonders schwierig?

LEICHNITZ: Das finde ich nicht.Im Zuge einer Privatisierung in dieser Größenordnung ist es völlig verständlich, daß die öffentliche Hand Klärungsbedarf anmeldet.Hier fehlt eben noch die Erfahrung im Umgang mit solchen Projekten.

Darüber hinaus ist es natürlich immer etwas schwieriger mit drei oder zwei Altgesellschaftern als nur mit einem zu verhandeln.Klar ist aber, daß alle drei Altgesellschafter den Willen haben, zu einer schnellen tragfähigen Lösung zu gelangen.

TAGESSPIEGEL: Was sagen Sie zu der Haltung der Bundesregierung, die mit spitzem Bleistift rechnet und im Moment die größten Schwierigkeiten macht?

LEICHNITZ: Ich gebe zu, ich bin enttäuscht, daß es zwischen der alten und der neuen Bundesregierung offensichtlich keinen Austausch gegeben hat.Bereits erfolgte Zusagen werden nun möglicherweise nicht mehr eingehalten.Die Mittel zur Autobahnanbindung wurden anscheinend nirgendwo einkalkuliert.

TAGESSPIEGEL: Hat Hochtief die Folgen eines Regierungswechsels in Bonn denn nicht in seine Planungen einbezogen?

LEICHNITZ: Doch, natürlich.Ein Regierungswechsel vereinfacht das Verfahren nicht gerade.Aber das kennen wir schon.In Athen, wo wir den neuen Großflughafen bauen, haben wir ähnliche Erfahrungen gesammelt.

TAGESSPIEGEL: In der Bewerbungsphase konnte man den Eindruck gewinnen, Hochtief wolle den Zuschlag um jeden Preis.Was läßt sich das Investorenkonsortium die ganze Sache kosten?

LEICHNITZ: Der Kaufpreis ist bekannt.Darüber hinaus haben wir ein ausgewogenes Wirtschaftlichkeitskonzept erarbeitet, das die Risiken angemessen berücksichtigt.

TAGESSPIEGEL:In einem Positionspapier vom 18.Januar hat der Bund als einer der drei Gesellschafter der Flughafenholding Klärungsbedarf in neun Punkten angemeldet.Wieviel sollen Sie drauflegen?

LEICHNITZ: Wir werden gar nichts drauflegen.Und noch eines: Am Kaufpreis wird von uns nicht gerüttelt, und auch nicht an der Flughafengebühr,...

TAGESSPIEGEL: ...die einen Teil der Projektfinanzierung abdecken soll.Die Barig (Board of Airline Representatives in Germany) hat im Oktober aber schon erklärt, daß eine Flughafengebühr zur Vorausfinanzierung eines Flughafenausbaus gegenwärtig rechtlich unzulässig sei.Was passiert, wenn Barig, die auch die Interessen von Sabena und Eurowings vertritt, erfolgreich klagt? Welche Alternativszenarien liegen für diesen Fall in der Schublade?

LEICHNITZ: Keine.Denn die Erhebung der Flughafengebühr wird rechtlich abgesichert.Es gibt einen Vertrag mit der öffentlichen Hand, der das sicherstellt.Wie sollte es auch anders funktionieren? Das Projekt könnte nur mittels milliardenschweren Subventionen realisiert werden.Dabei fände ich es außerdem keineswegs gerechter, Steuern statt Gebühren zu erheben.

TAGESSPIEGEL: Sehen Sie überhaupt einen Verhandlungsspielraum?

LEICHNITZ: Nein, es gibt keinen weiteren Verhandlungsspielraum, zumal es auch klare vergaberechtliche Rahmenbedingungen gibt.

TAGESSPIEGEL: Was erwarten Sie von den drei Gesellschaftern der Flughafenholding?

LEICHNITZ: Sie müssen vor allem eine Einigung über die Autobahnanbindung erzielen.

TAGESSPIEGEL: Welchen Standard muß der notwendige Autobahnanschluß aufweisen?

LEICHNITZ: Natürlich brauchen wir eine sechsspurige Autobahnanbindung, die rechtzeitig zur Inbetriebnahme des Großflughafens fertig sein muß.

Es wäre ein Schildbürgerstreich, wenn der Internationale Großflughafen Berlin Brandenburg steht, aber eine angemessene Zufahrt fehlt.Ich bin aber zuversichtlich, daß man hier in den nächsten zwei Wochen eine Lösung finden wird.

TAGESSPIEGEL: Wie sollen die 150 Mill.DM Mehrkosten für den Bahnhof aufgefangen werden? In Frankfurt (Main) beteiligt sich die Flughafen AG zur Hälfte an den Baukosten des neuen ICE-Bahnhofs.

LEICHNITZ: Diese Mehrkosten sind mir nicht bekannt.Im Wettbewerb hat es klare Vorgaben gegeben; für den Flughafen und auch für den Bahnhof.Daran haben wir uns gehalten.

TAGESSPIEGEL: Vor wenigen Tagen wurde die Studie der Firma RD Aerospace bekannt.In diesem Zusammenhang war von gravierenden Planungsfehlern des Hochtief-Konsortiums die Rede.Was sagen Sie dazu?

LEICHNITZ: Dazu nur ein Satz: der Fachjournalist für Hobby Fliegerei, Rolf Dörpinghaus, hat nicht die Qualifikation eine solche Studie zu erstellen.

TAGESSPIEGEL: Auch das Beschwerdeverfahren des im ersten Anlauf unterlegenen Firmenkonsortiums stützt sich auf die Studie.Ist das nur die Fortsetzung des Wettbewerbs mit juristischen Mitteln?

LEICHNITZ: Es ist das Verhalten eines schlechten Verlierers.

TAGESSPIEGEL: Läuft Ihnen jetzt die Zeit davon? Das Genehmigungsverfahren soll schließlich noch in diesem Jahr beginnen?

LEICHNITZ: Eine gewisse Verunsicherung unter den Fluggesellschaften ist nicht zu übersehen.Die Gefahr besteht, daß die Eröffnung des Planfeststellungsverfahrens tatsächlich nicht so zeitig erfolgt, um noch von den Vorteilen des Verkehrswegebeschleunigungsgesetzes zu profitieren, das nur eine Klageinstanz vorsieht.

TAGESSPIEGEL: Werden Sie Tegel noch weiter ausbauen?

LEICHNITZ: Tegel wird ertüchtigt und instand gesetzt.An Erweiterungsbauten oder einen neuen Terminal denkt wirklich niemand.

TAGESSPIEGEL: Würden Sie das Rennen um den Flughafenbau noch einmal aufnehmen?

LEICHNITZ: Na klar, jeder Zeit.

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