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Wirtschaft: Arbeitskosten der Industrie steigen kaum

Das Institut der deutschen Wirtschaft bestätigt: Deutschland wird wettbewerbsfähiger. Trotzdem warnt das Institut vor Lohnerhöhungen.

Köln - Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie hat sich in den vergangenen Jahren merklich verbessert. Dies teilte das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) aus Köln am Dienstag mit. Der Grund sei, dass die Arbeitskosten für Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes zwischen 2000 und 2008 kaum gestiegen seien – in Westdeutschland nur um durchschnittlich 2,3 Prozent pro Jahr und im Osten um 2,4 Prozent jährlich. Löhne und Lohnnebenkosten stiegen damit so wenig wie in fast keinem anderen der untersuchten Industriestaaten. Lediglich in Japan und der Schweiz war der Zuwachs noch geringer. In Frankreich dagegen stiegen die Arbeitskosten in den vergangenen acht Jahren um durchschnittlich 3,4 Prozent, in den USA um 3,7 Prozent und in Großbritannien sogar um 4,4 Prozent.

„Allerdings hat Deutschland mit seinem Tritt auf die Kostenbremse bestenfalls die Sünden der Vergangenheit wettgemacht“, erklärte das arbeitgebernahe Institut. So lagen die Arbeitskosten in der westdeutschen Industrie im Jahr 2008 immer noch um 31,2 Prozent über dem Durchschnitt der Industrieländer und um 18,8 Prozent über dem Niveau der übrigen EU-15-Staaten. Höhere Arbeitskosten schulterten nur die verarbeitenden Betriebe in den Niederlanden, Belgien, der Schweiz, Schweden und Dänemark. Die italienischen und britischen Industriefirmen produzierten um rund ein Viertel günstiger als ihre hiesigen Konkurrenten. Die USA hätten sogar einen Vorteil von rund 35 Prozent, Japan mehr als 40 Prozent.

Gravierend bleibt der innerdeutsche Unterschied. Während den westdeutschen Unternehmer eine Stunde Arbeit im Schnitt 35,22 Euro kostete, mussten Industrielle in Ostdeutschland nur 20,75 Euro zahlen. Noch niedriger ist das Kostenniveau in den neuen EU-Mitgliedsländern in Osteuropa. Selbst Tschechien als teuerstes Land dieser Gruppe produziere nicht einmal halb so teuer wie die Industrie in Ostdeutschland. In Bulgarien schlägt eine Arbeitnehmerstunde sogar nur mit 2,18 Euro zu Buche – gerade einmal ein Zehntel des ostdeutschen Betrages.

Angesichts des vergleichsweise weiter hohen Kostenniveaus in Deutschland warnte das IW vor Lohnerhöhungen: „Tatsächlich wäre jede übermäßige Steigerung der Arbeitskosten Gift für die Beschäftigungsentwicklung und damit letztlich auch für die Konjunktur“, schreiben die Wirtschaftsforscher. dg

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