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Wirtschaft: Wirtschaft: Die Expo soll ein neues Thema erhalten

BERLIN .Die Weltausstellung in Hannover wird möglicherweise kurz vor ihrer Eröffnung das Thema wechseln.

BERLIN .Die Weltausstellung in Hannover wird möglicherweise kurz vor ihrer Eröffnung das Thema wechseln.Das steht in einem Papier der Beteiligungsgesellschaft der Deutschen Wirtschaft vom Freitag.Darin schlägt die Gesellschaft, die 20 Prozent der Expo-Anteile hält, den Themenwechsel für die Weltausstellung vor - 660 Tage vor dem Start.Immerhin hatte das Bureau International des Expositions in Paris vor acht Jahren Hannover vor Toronto knapp den Zuschlag gegeben, weil das Thema die Juroren überzeugte.

Die Beteiligungsgesellschaft hat großen Einfluß: Denn sie vertritt die Interessen von Wirtschaftsverbänden und Unternehmen.Auch im Aufsichtsrat ist sie mit mächtigen Managern vertreten: mit dem früheren Thyssen-Vorstandschef Dieter Vogel und mit dem Präsidenten der ABB Europe, Eberhard von Koerber.In dem Papier, das dem Tagesspiegel vorliegt, attackiert der Geschäftsführer der Beteiligungsgesellschaft, Wilfried Prewo, das Expo-Thema "Mensch - Natur - Technik".Die Umweltthematik sei "problemverhaftet", schreibt Prewo."Das Oberthema der Expo darf nicht belehren, bevormunden oder gar an den Pranger stellen", wendet er gegen das ursprünglich geplante Motto ein.Prewo spricht sich für das neue Oberthema "Information und Wissen" aus: "Man vermeidet mit dem Thema rückwärts gewandte Bedrohungsszenarien."

Die sind nach Ansicht der Beteiligungsgesellschaft Schuld an der Finanzmisere der Expo.Denn noch fehle der Expo 2000 "das gewisse Etwas, das zur Begeisterung und 40 Millionen Besuchen, zum Engagement der Länder und Sponsoren führt".Die Veranstalter haben bisher mit 40 Millionen Besuchern geplant.Prewo stellt jetzt fest, noch seien "kaum Eintrittskarten" verkauft."Weltweit ist die Expo 2000 immer noch ein unbeschriebenes Blatt", greift der Kritiker die Geschäftsführung unter der früheren Treuhand-Chefin Birgit Breuel an.

Mit dem radikalen Kurswechsel gerät auch Breuel stärker unter Druck.Die Managerin ist seit 1995 Expo-Generalkommissarin, also Sonderbotschafterin für die Ausstellung.Seit April 1997 ist sie zugleich Expo-Geschäftsführerin.Die in sie gesetzten Hoffnungen, mehr Unternehmen als Sponsoren zu gewinnen, hat sie nicht erfüllt.Beispiel Daimler-Benz: Die Stuttgarter sollen Weltpartner werden und die Expo mit 30 Mill.DM fördern.Entsprechend teilt die Expo mit, der Vertragsabschluß mit Daimler-Benz stehe unmittelbar bevor.Nur hat Breuel, die auch im Daimler-Aufsichtsrat sitzt, das auch schon in einem Tagesspiegel-Interview im Dezember gesagt.VW hat sich ebenso noch nicht entschieden, Weltpartner der Expo zu werden.Dabei sind auch der Wolfsburger Autokonzern und die Weltausstellung personell eng verflochten: VW-Vorstand Robert Büchelhofer gehört zu den Aufsehern im Expo-Aufsichtsrat wie Niedersachsens Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD), der wiederum auch zum VW-Aufsichtsrat zählt.In dem saß einst auch Breuel, als sie noch niedersächsische Finanzministerin war.

Fraglich ist, ob die finanziellen Probleme der Expo sich durch eine Steuerbefreiung vermeiden lassen.Dabei spielen die gut 250 Mill.DM eine Rolle, die die Expo eigentlich als Umsatzsteuer auf die geplanten Erlöse aus dem Kartenverkauf ans Finanzamt abführen müßte.Zwar wollen sich Schröder und Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP), der auch im Aufsichtsrat der Expo sitzt, dafür einsetzen, die Expo von der Umsatzsteuer zu befreien.Aber das Umsatzsteuer-Gesetz bezeichnet detailliert, daß die Befreiung nur Einrichtungen mit "kulturellen Aufgaben" zugute komme - beispielsweise Theater, Chöre, Museen, Zoos und Büchereien.Die Expo könnte mit einer Bescheinigung des niedersächsischen Finanzministeriums ebenfalls als Kulturereignis durchgehen - falls nicht, müßten Bundestag und Bundesrat notfalls das Gesetz ändern.

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