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Es geht nicht nur um Energie: Europas Banken haben auch nennenswerte Summen in Russland und der Ukraine investiert. Im Bild Scheine aus beiden Ländern.

© dpa

Wirtschaftliche Folgen der Krim-Krise: Deutsche Banken bangen um Kapital in Russland

Eskaliert der Streit zwischen Russland und dem Westen, könnte nicht nur das Wachstum leiden. Auch die Banken hätten viel Geld zu verlieren - sie haben Milliarden in Putins Reich angelegt.

Der Deutsche Aktienindex Dax ist dieser Tage ein recht exakter Indikator für die Dramatik der Krim-Krise. Als russische Soldaten am Mittwochmorgen eine Marinebasis auf der Halbinsel besetzten, rutsche der Index ins Minus. Als sich herausstellte, dass die Aktion unblutig bleiben würde, drehte er ins Plus.

Genauso schwer wie Aktienhändler haben es dieser Tage Konjunktur-Prognostiker. Werden sich die EU und Russland gegenseitig mit Wirtschaftssanktionen überziehen? Oder halten sie sich zurück, weil der Schaden für beide Seiten enorm hoch werden dürfte? Der Bundesverband deutscher Banken ist sich da nicht mehr so sicher. „Wir nehmen das sehr ernst“, sagte Stefan Schilbe, Chefvolkswirt der Bank HSBC Trinkaus & Burkhardt. Die neue Prognose einer um zwei Prozent wachsenden deutschen Wirtschaft wäre bei einer Eskalation des Konflikts und weiteren Sanktionen jedenfalls „Makulatur“, warnt der Ökonom, der für die Chefvolkswirte der privaten Institute spricht.

Wladimir Putin ist Deutschlands elftwichtigster Partner

Der wichtigste Kanal, über den die deutsche Konjunktur in Mitleidenschaft gezogen werden könnte, sind Energielieferungen. Einschränkungen bei der Versorgung mit Öl und Gas würden umgehend steigende Preise bedeuten, ist sich Schilbe sicher. Das würde nicht nur die Inflationsrate in die Höhe treiben. Auch die derzeit ohnehin schwachen Investitionen der deutschen Firmen hierzulande könnten leiden, was wiederum dem Jobmarkt schaden würde. Das Handelsvolumen zwischen Deutschland und Russland liegt indes nur bei 80 Milliarden Euro, das Reich von Wladimir Putin ist Deutschlands elftwichtigster Partner.

Aber das ist nicht alles. Neben Rohstoffen, Im- und Exporten spielt auch die Verflechtung der Finanzwirtschaft mit Russland eine Rolle. Mit 17 Milliarden Euro sind deutsche Institute dort engagiert, wie eine Statistik der Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIS) zeigt. „Eine durchaus nennenswerte Verflechtung, sie ist aber seit 2008 rückläufig“, kommentiert Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbands.

Frankreich und Italien wären noch weitaus stärker betroffen

Sollte Russland das Geld der westlichen Banken sperren, wären Frankreich und Italien noch weitaus stärker betroffen – sie haben 36,6 und 20,5 Milliarden Euro zu verlieren. Die USA sind nur mit knapp 29 Milliarden Euro dabei. Die Krise und Sanktionen könnten nicht nur die Gewinne der Banken in den Ländern schmälern, heißt es in einer neuen Studie der Brüsseler Denkfabrik Bruegel. Auch könnte Russland dem finanziell angeschlagenen EuroMitglied Zypern die Unterstützung aufkündigen – auf der Insel haben viele reiche Russen Geld angelegt. Es sei nicht auszuschließen, dass die Krise auf diese Weise aus Osteuropa in den Mittelmeerraum überspringt, selbst der Kern der EU könne in Mitleidenschaft gezogen werden, heißt es in dem Papier.

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