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Wirtschafts-Nobelpreis: Israeli und US-Amerikaner erhalten Auszeichnung

Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaft geht in diesem Jahr an den den 84-jährigen Thomas C. Schelling aus den USA und den neun Jahre jüngeren Israeli Robert J. Aumann für grundlegende Beiträge zur Spieltheorie.

Stockholm - Wie die Schwedische Akademie der Wissenschaften am Montag in Stockholm mitteilte, haben beide die mit zehn Millionen Kronen (1,1 Mio Euro) dotierte Auszeichnung Preis für ihre Arbeiten «zum besseren Verständnis von Konflikt und Kooperation» mittels der Spieltheorie zuerkannt bekommen.

Aumann wurde 1930 in Frankfurt/Main geboren, flüchtete acht Jahre später mit seinen Eltern vor den Nationalsozialisten in die USA und lehrt seit 1956 in Jerusalem. In der Begründung für die Preisvergabe hieß es, Aumann und Schelling hätten der Spieltheorie zum Durchbruch weit über die Grenzen der Volkswirtschaftslehre hinaus verholfen. Dabei habe Schelling ab Mitte der fünfziger Jahre vor allem «originelle Gedanken und Begriffe mit einem Minimum an mathematischer Technik» entwickelt.

Aumann habe im Gefolge vor allem für mathematische Analysewerkzeuge gesorgt. «Das hilft uns, wirtschaftliche Konflikte wie etwa Preis- oder Handelskriege zu verstehen oder auch die Frage, warum bestimmte Gemeinschaften erfolgreicher allgemein zur Verfügung stehende Ressourcen verwalten als andere», hieß es in der Preisbegründung.

Der Sekretär des Nobelkomitees, Peter Englund, sagte: «Wir haben hier ein enorm ungleiches Paar ausgezeichnet.» Zum langen Zeitraum bis zur Zuerkennung des Preises meinte Englund: «Ihre Modelle mussten sich ja erst in der Realität bewähren.»

1994 war der Bonner Ökonom Reinhard Selten (75) ebenfalls für Arbeiten zur Spieltheorie zusammen mit zwei US-Kollegen als bisher einziger Deutscher mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaft ausgezeichnet worden. Zur Vergabe an Aumann sagte Selten in Bonn: «Das ist relativ unerwartet. Aber ich hatte eigentlich schon damals geglaubt: Wenn ein Spieltheoretiker den Nobelpreis bekommt, dann Aumann. Ich kenne ihn noch viel besser als Schelling. Er ist ein Freund.» Die Verleihung an Schelling sei eher eine Überraschung.

Aumann selbst sagte in Jerusalem: «Ich bin total überrascht.» Der 17-fache Großvater lehrt seit 1956 an der Universität Jerusalem. Er hat nach der Übersiedlung aus den Vereinigten Staaten seine US- Staatsbürgerschaft neben der israelischen behalten. Schelling lehrt seit seiner Erimitierung von der Harvard-Universität in New York an der Universität des US-Bundesstaates Maryland. Damit ging der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften seit der ersten Vergabe in 43 von 57 Fällen an Wissenschaftler von US-Universitäten. Er wurde noch nie einer Frau zuerkannt und gilt auch als heftig umstritten, weil er nicht wie alle anderen Nobelpreise auf das Testament von Alfred Nobel (1833-1896), sondern auf eine Stiftung der schwedischen Reichsbank 1968 zurückgeht. (tso/dpa)

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