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Wirtschafts-Prognose: OECD: Deutschland bleibt von Finanzkrise verschont

Die hohen Preise auf den Rohstoffmärkten drücken nach Einschätzung der OECD weiter auf die Weltkonjunktur. Auch die Wirtschaft in Deutschland steht vor einer Durststrecke, doch zeigt sich nach Ansicht der Experten auch überraschend robust.

Auch die Turbulenzen auf den Finanzmärkten und die Schwäche am Wohnungsbau machen insbesondere der US-Wirtschaft zu schaffen, prognostizierte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Mittwoch in ihrem Wirtschaftsausblick. Die größte Volkswirtschaft der Welt wird demnach im laufenden Jahr weitgehend stagnieren. Dank des brummenden Exportmotors kommt Deutschland zwar mit einem blauen Auge davon. Aber auch in der Bundesrepublik kühlt die Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte ab.

Die westlichen Volkswirtschaften seien in jüngster Zeit "in schwere Stürme geraten", hieß es in dem Ausblick. Diese hätten jedoch auch dank vorangegangener Strukturreformen "keine schwereren Folgen" gehabt. Die Politik müsse deshalb "Kurs halten". Besonders in der Eurozone rieten die Experten davon ab, die Wirtschaft etwa mit staatlichen Konjunkturprogrammen anzukurbeln. Zunächst gelte es, die Schulden der öffentlichen Hand abzubauen. Die Finanzmarktturbulenzen könnten nach Einschätzung der OECD ihren Höhepunkt sogar schon überschritten haben. Doch selbst wenn dies so wäre, dürfte das Wachstum weiter geschwächt werden, hieß es. "Wir müssen davon ausgehen, dass die Überwindung noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird", sagte der Leiter der Deutschland-Abteilung, Andreas Wörgötter.

US-Wirtschaft schrumpft weiter

Die US-Wirtschaft bremst dem Ausblick zufolge im laufenden Jahr von 2,2 auf 1,2 Prozent deutlich ab. Im zweiten Quartal schrumpft die Wirtschaft sogar um 0,5 Prozent. "Wir gehen aber davon aus, dass die USA an einer tieferen Rezession vorbeischrammen", sagte Wörgötter. Auch der Konjunktur in der Eurozone machen ein knapperes Kreditangebot, niedrigere Einkommen und nachlassende Exporte zu schaffen. Im Euroraum wird die Wirtschaft im laufenden Jahr um 1,7 Prozent expandieren, im kommenden Jahr um 1,4 Prozent.

In Deutschland sei die Lage insgesamt "positiv", sagte Deutschland-Experte Felix Hüfner. Die deutsche Wirtschaft sei in einem Maße widerstandsfähig, das so nicht vorhersehbar gewesen sei. Grund sei unter anderem die "solide Profitsituation" der Unternehmen, die Investitionen aus eigenen Gewinnen finanzieren könnten und somit von den Finanzmarktturbulenzen verschont blieben. Zudem gebe es weiter eine sehr starke Nachfrage nach deutschen Exportgütern. Somit wird Deutschland in diesem Jahr ein Wachstum von 1,9 Prozent verzeichnen, im kommenden Jahr von 1,1 Prozent. In ihrem Ausblick vor sechs Monaten war die OECD noch von einem Wachstum von 1,8 Prozent in diesem und 1,6 Prozent im nächsten Jahr ausgegangen.

OECD: Deutschland soll weiter sparen

"Die deutsche Wirtschaft ist zwar weniger von diesen weltwirtschaftlichen Schocks betroffen, aber sie wird sich nicht völlig abkoppeln können", sagte Hüfner. Vornehmlich im zweiten Halbjahr werde sich die Konjunktur deshalb abschwächen. "Die Abschwächung wird sich etwa bis zum Frühjahr 2009 hinziehen." Auch die deutsche Politik müsse aber dem Druck widerstehen, etwa mit Steuersenkungen die Konjunktur anzukurbeln. "Es ist wichtig, am derzeitigen Konsolidierungskurs festzuhalten", sagte er.

Besonders für den Euroraum warnten die Experten angesichts des Inflationsdrucks vor derartigen Schritten. Vor allem die hohen Rohstoffpreise hätten zu einer anhaltenden Beschleunigung der Teuerung geführt. Einer der Hauptgründe für den Preisanstieg sei das robuste Wachstum in den Schwellenländern. Dort lasse der Aufwärts-Trend zwar etwas nach, bleibe aber besonders in China kräftig. (küs/dpa)

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