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Forschung für die Gesundheit. In Berlin und Brandenburg gibt es 180 Biotech-Unternehmen.

© Kitty Kleist-Heinrich

Wirtschaftsförderung: Berlin richtet Gesundheitswirtschaft neu aus

Die Bundeshauptstadt rühmt sich ihrer Förderung der Gesundheitsbranche. Nun soll alles noch besser werden. McKinsey sieht große Chancen.

Am Potsdamer Platz leuchten die großen Namen der Pharmabranche an den Hochhäusern: Weltmarktführer Pfizer hat hier seine Deutschland-Zentrale, Sanofi-Aventis sitzt ein paar Häuser weiter. Doch beide Großkonzerne beschränken sich in Berlin aufs Verwalten und Forschen. Produziert wird woanders. Bayer Schering Pharma stellt dagegen zum Beispiel Anti-Baby-Pillen in Berlin her – aber das ist eine Ausnahme.

Die Region Berlin-Brandenburg rühmt sich dennoch, der führende Gesundheitsstandort Deutschlands zu sein. Berlin zählt mehr als 20 Pharmaunternehmen, etliche Universitäten und Kliniken der Charité sowie mehrere Biotech- und Technologieparks, in denen eher kleine Firmen angesiedelt sind. In Brandenburg gibt es fast 200 Biotechnologie- und Medizintechnikunternehmen. Die Staatssekretäre für Gesundheit beider Länder erstellten 2007 einen „Masterplan“ für die Gesundheitsregion und riefen einen Cluster aus, um diesen traditionell starken Wirtschaftszweig in der Hauptstadtregion weiterzuentwickeln. Cluster – das englische Wort für Anhäufung – soll ein Netzwerk aus Unternehmen der Gesundheitswirtschaft, aus Verbänden, der Wissenschaft und der Politik darstellen.

Mehrere Wirtschaftsförderungsgesellschaften kümmern sich seither darum, dass Gelder richtig eingesetzt werden, neue Unternehmen angesiedelt werden und der Gesundheitsstandort in Deutschland und im Ausland beworben wird. Auch soll verhindert werden, dass Berlin und Brandenburg hier konkurrieren. Wegen Überschneidungen und Zuständigkeitsproblemen hat der Cluster nun eine neue Struktur bekommen. „Wir haben festgestellt, dass die Vereinbarung von Zuständigkeiten etwa zwischen der Technologiestiftung Berlin und Berlin Partner nicht klar geregelt war“, teilte der Berliner Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) am Montag mit. Dieses Problem habe man nun gelöst. Die neue Struktur sieht außerdem eine engere Zusammenarbeit von Berlin und Brandenburg vor, indem die Technologiestiftung Berlin, die Wirtschaftförderungsgesellschaft Berlin Partner und die Zukunftsagentur Brandenburg den Cluster gemeinsam leiten.

Dass es sich für Berlin lohnt, diesen Bereich zu fördern, bestätigt eine neue Studie des Beratungsunternehmens McKinsey. Die Gesundheitswirtschaft sei eine der zentralen Branchen, die die Wertschöpfung der Hauptstadt steigern könne. Standortvorteile der Berliner Gesundheitsbranche seien die Nähe zur Politik, eine starke Forschung, eine große medizinische Versorgungsdichte und eine gute IT-Infrastruktur.

Nach Meinung des neuen Clustermanagers Kai Bindseil hat die Wirtschaftspolitik beider Länder der vergangenen Jahre einen maßgeblichen Anteil am Erfolg der Gesundheitswirtschaft in der Region gehabt. Die Pharmabranche und das Gesundheitswesen gelten aber auch als konjunkturunabhängige Branchen und sind in ganz Deutschland gut durch die Krise gekommen. Die Umsätze der Pharmaindustrie in Berlin stiegen im Krisenjahr 2009 um mehr als sechs Prozent auf 5,5 Milliarden Euro.

Nun soll alles noch besser werden. „Wir wollen die Arbeitsplätze ausbauen, mehr Unternehmen ansiedeln und die Qualität der Gesundheitsversorgung in der Stadt und in der Fläche verbessern“, sagt Bindseil. Auch die Empfehlung der Autoren der McKinsey-Studie will das Clustermanagement umsetzen: In der Region sollen die Aus- und Weiterbildung gestärkt und die Industrie und Wissenschaft stärker vernetzt werden, zum Beispiel bei klinischen Studien.

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