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Ausgewechselt. Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) besetzt die Aufsichtsratsspitze neu und wirft einen Blick auf die Geschäftsführung.

© Thilo Rückeis

Wirtschaftsförderung in Berlin: Beziehungskrise bei den Partnern

Es läuft nicht rund bei der Berliner Wirtschaftsförderung. Gute Leute verlassen die Berlin Partner, die Führung ist zerstritten und der Aufsichtsrat hat unglücklich agiert.

Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) hat ihre erste Großbaustelle betreten. Am 6. April informierte Pop den Aufsichtsratsvorsitzenden der Berlin Partner, Andreas Eckert, über seine bevorstehende Auswechslung. Eckert war im Dezember 2014 von Pops Vorgängerin Cornelia Yzer (CDU) berufen worden. Damals hatte der Vorstandsvorsitzende des Pharmaunternehmens Eckert & Ziegler den früheren Schering- Manager Günter Stock abgelöst. Eckert wird nun vorgeworfen, den Job als Aufsichtsratschef zu lax interpretiert zu haben. „Er hat das zu lange laufen lassen“, sagt ein Aufsichtsrat über die Zustände bei den Partnern, die vor einigen Jahren mit der Innovationsagentur der Technologiestiftung Berlin verschmolzen worden waren. Die Belegschaft der Berlin Partner verdoppelte sich damals auf rund 200 Mitarbeiter. Seitdem geht es drunter und drüber. Man arbeitet bestenfalls nebeneinander, der Frust ist groß im Ludwig-Erhard-Haus.

Die Geschäftsführung arbeitet gegeneinander

„Die Fusion ist im Kern gescheitert“, heißt es dazu im Aufsichtsrat. Das wird neben Eckert vor allem der Geschäftsführung der Partner angelastet. Der Ingenieur Stefan Franzke führt seit Mitte 2014 die Partner. An seiner Seite steht seit neun Monaten Andrea Joras, die von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) zu den Partner gewechselt war. Joras und Franzke harmonieren nicht, was Eckert selbst im vergangenen Dezember bemerkt haben will, als mehrere Führungskräfte der zweiten Ebene das Haus verließen. Er selbst habe der Geschäftsführung aber bewusst Freiräume lassen wollen. „Ich sehe keine Anhaltspunkte dafür, dass die Berlin Partner schlecht geführt oder schlecht kontrolliert worden wären“, sagte der Noch-Aufsichtsratsvorsitzende dem Tagesspiegel.

Jürgen Allerkamp kommt für Andreas Eckert

Mit dieser Einschätzung steht der Pharmaunternehmer indes ziemlich allein. Bevor Senatorin Pop, die bei den Partnern als Stellvertreterin von Eckert im Aufsichtsrat sitzt, diesen über seine Ablösung informierte, sicherte sie sich bei anderen Aufsichtsräten ab. Darunter bei den Präsidenten der Berliner Kammern und der Vereinigung der Unternehmensverbände. Und bei Jürgen Allerkamp, dem Vorstandsvorsitzenden der landeseigenen Investitionsbank Berlin (IBB), der für Eckert den Vorsitz übernehmen wird.

Die IBB war bislang der größte Finanzier der Berlin Partner, vom nächsten Jahr an fließen rund acht Millionen Euro direkt aus dem Landeshaushalt zu den Wirtschaftsförderern. Dieser Umstand wird in der Wirtschaftsverwaltung als Hauptgrund angeführt für den Wechsel an der Aufsichtsratsspitze. „Die Überführung in den Haushalt wird verbunden mit einem Wechsel im Aufsichtsrat“, sagt ein Pop-Sprecher. Im Übrigen gebe es den Wunsch nach „direkterer Führung“.

Die Partner ziehen gerade um

Das Argument zielt auf Eckert, aber vor allem auf Franzke und Joras. Die Geschäftsführer der Partner sind seit Monaten mit sich selbst und mit dem Umzug ihrer Mitarbeiter beschäftigt, die sich bislang auf zwei Stockwerke im Ludwig-Erhard-Haus an der Fasanenstraße verteilten und nun in einem Geschoss zusammengefasst werden. Im Rahmen des Umzugs sollte die Mitarbeiterzahl leicht reduziert werden, doch tatsächlich hat es in den vergangenen Wochen eine „Fluchtbewegung“ gegeben, wie es bei den Partner heißt. Und da insbesondere Leistungsträger das Haus verlassen, sorgten sich einige Aufsichtsräte zunehmend um die Arbeitsfähigkeit der Wirtschaftsförderer.

Eine Zerschlagung scheint möglich

Die Organisation hat sich in den vergangenen Jahren permanent vergrößert und versteht sich seit dem Zusammenschluss mit den privatwirtschaftlichen Partner für Berlin/Gesellschaft für Hauptstadtmarketing als Vorzeigeinstitution für Public-Private-Partnership. Die Sorge in Teilen der Wirtschaft ist nun, dass Pop die Wirtschaftsförderer rekommunalisieren, also stärker an den Senat binden will. Auch eine Zerschlagung der Organisation wird nicht mehr ausgeschlossen.

Die Marketingaktivitäten könnten den Tourismusförderern von Visit Berlin zugeschlagen werden und die Technologieexperten wieder für die Technologiestiftung arbeiten. Die klassischen Tätigkeiten der Wirtschaftsförderung – Akquisition und Betreuung von Unternehmen – bliebe übrig und wäre an der Senatsverwaltung für Wirtschaft angedockt. Pop erwartet vom neuen Aufsichtsratsvorsitzenden Allerkamp jedenfalls ein Konzept zur künftigen Struktur der Partner.

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