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Wirtschaftskrise: Bau verliert die Hoffnung

Die Krise greift weiter um sich: Jetzt hat die Baubranche ihre Prognosen gesenkt. Die Stahlproduktion ist um mehr als 50 Prozent eingebrochen.

Berlin - Die deutsche Bauwirtschaft hat am Montag die bisherigen Konjunkturhilfen der Bundesregierung als unzureichend kritisiert und umfangreiche Korrekturen an den bisherigen Paketen gefordert. Möglicherweise sei auch ein drittes Konjunkturprogramm nötig, hieß es beim Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) in Berlin. „Die Wirkung der beiden Maßnahmenpakete wird nicht ausreichen, da ein gewichtiger Teil des Bauens – nämlich der Wohnungsbau – vernachlässigt bleibt“, sagte ZDB-Präsident Hans-Hartwig Loewenstein. Auch laufe die Vergabe von Aufträgen durch die öffentliche Hand nur schleppend an.

Für die Branche, die eigentlich als größte Profiteurin der Konjunkturpakete gilt, bedeuten die aktuellen Einschätzungen des ZDB nichts Gutes. Der baugewerbliche Umsatz werde in diesem Jahr um 2,0 Prozent auf 83,9 Milliarden Euro zurückgehen, sagte Loewenstein. Anfang des Jahres war der Verband noch von einem Plus von 1,2 Prozent ausgegangen. „Die Entwicklung der ersten beiden Monate weist in eine andere Richtung“, betonte der ZDB-Präsident nun. Sorgenkind bleibe der Wohnungsbau, wo die Umsätze um 3,5 Prozent fallen dürften. Im Wirtschaftsbau sei sogar ein Minus von 8,6 Prozent zu erwarten. Dies könne der öffentliche Bau trotz eines angepeilten Umsatzwachstums von 8,1 Prozent – auch mit Konjunkturhilfen – nicht ausgleichen. Schlussendlich käme die Branche nicht um einen Stellenabbau umhin: 10 000 Arbeitsplätze könnten laut ZDB in diesem Jahr verloren gehen, dann würden in der Branche noch 695 000 Menschen tätig sein.

Schlechter noch als beim Bau sieht es in der Stahlproduktion und in der gesamten Industrie aus. Im Vergleich zum Vorjahresmonat seien im April mehr als 50 Prozent weniger Roheisen und Rohstahl hergestellt worden, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mit. Damit wurde der Rekordrückgang aus dem März sogar noch übertroffen. Grund für das erneute Minus sei vor allem der schwächelnde Maschinen- und Anlagenbau sowie die Autoindustrie. Die Wirtschaftsvereinigung Stahl geht nicht von einer schnellen Verbesserung der Lage aus. „Wir erwarten einen Rückgang von mehr als 25 Prozent für 2009“, sagte eine Sprecherin am Montag.

Auch in der Industrie brach der Umsatz im März im Vergleich zum Vorjahresmonat ein. Laut Statistischem Bundesamt gingen hier die Umsätze um 22 Prozent zurück. Vergleicht man allerdings März mit Februar, nahm das Verarbeitende Gewerbe 1,5 Prozent mehr ein. Das war das erste Plus seit August 2008.

Nachdem zuletzt auch die Exporte und Aufträge erstmals seit einem halben Jahr wieder zugelegt hatten und die Produktion stabile Zahlen vorlegte, könnte das ein Ende der Konjunkturtalfahrt bedeuten, vermuten einige Experten. Allerdings dürfte das Vormonatsplus in der Industrie vor allem der Abwrackprämie geschuldet sein, die den Autofirmen einen Zuwachs von 10,3 Prozent auf Monatssicht bescherte: Ohne die Autobranche stagnierten die Umsätze. Zudem war die vorangegangene Durststrecke nach Angaben der Statistiker so lang wie keine zuvor seit Beginn der gesamtdeutschen Datenerhebung 1991.

Auch das Baugewerbe rechnet zunächst nicht mit einer Erholung. „Kurzfristig werden wir uns auf ein schwieriges Jahr 2009 einstellen müssen“, sagte Loewenstein. Mittelfristig dürfte sich die Branche aber wieder erholen. Der ZDB setzt dabei auf weitere Hilfen ähnlich der Abwrackprämie, die schnell umsetzbar sind. So schlägt Loewenstein etwa die Einführung einer Energiesparprämie für energetische Sanierungsmaßnahmen vor.

In den kommenden Wochen wird die Branche zunächst aber noch ein anderes Problem lösen müssen: Nachdem die Tarifverhandlungen mit der IG Bau in der vergangenen Woche gescheitert waren, ruft die Gewerkschaft nun den Schlichter an. Ex-Wirtschaftsminister Wolfgang Clement hat nun zwei Wochen Zeit, eine Lösung zu finden.

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