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© dpa

Wirtschaftskrise: Japans Industrieproduktion bricht drastisch ein

Autos und Elektronik sind der Stolz der japanischen Industrie. Doch was sonst in der ganzen Welt begehrt ist, findet in Zeiten der Krise keine Abnehmer. Die Produktion sinkt rapide und die Aussichten für die nahe Zukunft sind düster.

Die japanische Industrieproduktion ist im November so stark gesunken wie noch nie. Wie das Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie am Freitag bekanntgab, schrumpfte die Produktion angesichts der wegbrechenden Auslandsnachfrage nach japanischen Autos oder Elektronikprodukten um 8,1 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Das ist der heftigste Rückgang seit 1953 - dem Zeitpunkt, von dem an es überhaupt vergleichbare Daten gibt.

Um Japans Wirtschaft angesichts der globalen Jahrhundertkrise wieder auf die Beine zu verhelfen, entschloss sich die Regierung kürzlich zu einem Rekordhaushalt von 88,5 Billionen Yen (700 Milliarden Euro) für das am 1. April 2009 beginnende neue Fiskaljahr. Um den Menschen und Unternehmen zu helfen, ist die Regierung in Tokio bereit, ihre Bemühungen zur Haushaltssanierung einstweilen hintenan zu stellen. Auf diese Weise hofft die in der Wählergunst dramatisch gesunkene Regierung von Ministerpräsident Taro Aso, die Folgen der Rezession abzufedern. Asos Zustimmungswerte liegen nach jüngsten Umfragen unter 20 Prozent.

Arbeitslosenzahl ist das drängendste Problem

Nach Schätzungen des Arbeitsministeriums werden in Japan zwischen Oktober und dem Ende des Geschäftsjahres 85.000 Zeitarbeiter ihren Arbeitsplatz verloren haben. Jeder dritte Arbeitsplatz in Japan ist nur noch zeitlich befristet. Die Sicherung der Arbeitsplätze ist derzeit das zentrale Thema. Die Arbeitslosenquote stieg im November zum Vormonat um 0,2 Prozentpunkte auf 3,9 Prozent. Würden die in Europa geltenden Maßstäbe bei der Berechnung der Quote zugrunde gelegt, würde die Arbeitslosenstatistik noch erheblich schlechter aussehen.

Vor diesem Hintergrund gingen die Ausgaben der Privathaushalte um 0,5 Prozent und damit im neunten Monat in Folge zurück. Allerdings fiel der Rückgang geringer aus als erwartet. Der Verbraucherpreisindex stieg zwar im November um 1,0 Prozent zum Vorjahr und damit im 14. Monat in Folge, wie die Regierung mitteilte. Doch fiel der Anstieg angesichts der gesunkenen Benzinpreise nur noch gering aus. Dies schürt die Sorge, dass Japan nächstes Jahr wieder in eine Deflation zurückfallen könnte, also in eine Phase anhaltend fallender Preise.

Chance für innovative Unternehmen

Wie die Regierung unterdessen am Freitag weiter bekanntgab, sinkt der Ausstoß der Industrie "rapide". So wird für Dezember ein weiterer Rückgang um 8,0 Prozent vorhergesagt, die düsterste Prognose, die das Industrieministerium je abgegeben hat. Im Januar dürfte der Produktionsrückgang 2,1 Prozent betragen. Angesichts der Rezession, in der sich Japan genauso befindet wie Deutschland oder die USA, müssen selbst Vorzeigeunternehmen wie Toyota ihre Produktion drosseln und Investitionspläne zurückstellen.

Toyota als größter Vertreter der besonders betroffenen Autobranche geht erstmals in seiner Geschichte von einem operativen Verlust in dem noch bis zum 31. März 2009 laufenden Geschäftsjahr aus. Experten erwarten allerdings, dass gerade innovationsstarke Unternehmen wie Toyota auch diese Krise nutzen, um sich umzustrukturieren und noch schlagkräftiger zu machen. (sf/dpa)

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