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© dpa

Wirtschaftskrise: Konsumenten knausern

Umsatz im Einzelhandel so schlecht wie seit 2002 nicht mehr – auch Metro spürt Auswirkungen der Krise. Nicht miteingerechnet ist der Rekordabsatz in den Autohäusern, dank der Abwrackprämie.

Die Geschäfte im deutschen Einzelhandel laufen schleppender. Der Umsatz im ersten Halbjahr war so schlecht wie seit sieben Jahren nicht mehr, wie die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes vom Montag zeigen. Nicht enthalten sind darin aber Autoverkäufe, die dank Abwrackprämie derzeit auf Rekordniveau sind. Im ersten Halbjahr setzten die Einzelhändler 2,3 Prozent (preisbereinigt 2,1 Prozent) weniger um als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Auch im Juni gingen die Umsätze leicht zurück. Die größten Einbußen mussten Kauf- und Warenhäuser hinnehmen, auch Lebensmittelfachhändler wie Bäcker und Fleischer litten überdurchschnittlich. Dagegen setzten Apotheken und Kosmetikverkäufer mehr um. Die Zahlen des Bundesamtes sind allerdings noch vorläufig.

Branchenexperten und Händler sind angesichts der Halbjahreszahlen noch nicht sonderlich besorgt. Sie prognostizieren aber für die zweite Jahreshälfte kräftige Einbrüche. So stellt sich der Handelskonzern Metro, zu dem unter anderem Media Markt, Saturn und Kaufhof gehören, für den Rest des Jahres auf schwierige Zeiten ein. „Ein wichtiger Faktor für die weitere Geschäftsentwicklung im Handel ist die Frage, in welchem Ausmaß Auswirkungen am Arbeitsmarkt zu spüren sein werden“, sagte Konzernchef Eckhard Cordes am Montag bei der Vorlage der Quartalszahlen in Düsseldorf.

Während die Commerzbank in den aktuellen Zahlen der Statistiker bereits einen Hinweis darauf sieht, dass die Krise nun auch den Einzelhandel erreicht hat, warnt Deka-Analyst Sebastian Wanke vor einer Überinterpretation der Monatszahlen. „Die Zahlen sind vorläufig und werden später oft korrigiert“, sagte er dem Tagesspiegel. Gemessen an der Gesamtwirtschaft sei die Lage im Einzelhandel noch überraschend gut, sagte der Analyst. „Es gibt zwar keinen Boom, aber auch keine Krise.“ Darauf deute auch der Geschäftsklimaindex des Ifo-Instituts hin, der auch die Stimmung im Einzelhandel abbildet. Bei der Umfrage im Juli hatten die Einzelhändler ihre aktuelle Geschäftslage merklich günstiger bewertet als im Vormonat. Ihre Erwartungen für das kommende halbe Jahr waren aber gedämpfter.

Der weitere Verlauf der Einzelhandelskonjunktur hänge von der Entwicklung der Arbeitslosigkeit ab, meint Deka-Analyst Wanke. Steige sie an, sinke das Haushaltseinkommen, das dürfte die Einkaufslust der Deutschen dämpfen. Allgemein wird erwartet, dass viele Unternehmen, die zurzeit noch Kurzarbeit fahren, bei anhaltend schlechtem Wirtschaftsausblick im Herbst dazu übergehen werden, Mitarbeiter zu entlassen. „Das letzte Quartal kann deshalb deutlich schwächer ausfallen“, erwartet Wanke.

Der Deutsche Einzelhandelsverband HDE sieht derzeit aber noch keinen Grund zu Beunruhigung und hält an seiner Prognose für das Gesamtjahr fest. Erwartet wird demnach ein Umsatzrückgang von zwei Prozent. Nach Einschätzung der Gesellschaft für Konsumforschung ist der private Konsum nach wie vor eine wesentliche Stütze der Wirtschaft. Private Einkäufe machen nach GfK-Angaben in Deutschland knapp 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus.

Auch bei der Metro war das Deutschlandgeschäft im zweiten Quartal dank Preissenkungen und massiver Werbung noch stabil. Konzernweit hat der Händler, der mehr als die Hälfte seines Umsatzes im Ausland macht, die Zurückhaltung der Konsumenten aber zu spüren bekommen. Der Umsatz fiel um 3,8 Prozent auf 15,3 Milliarden Euro, der Gewinn (Ebit) um 20 Prozent auf 307 Millionen Euro. Vor allem die schwache Konjunktur in Westeuropa und der Währungsverfall in osteuropäischen Märkten belasteten das Geschäft. Metro will nun weltweit möglicherweise noch mehr Stellen abbauen, als bereits angekündigt, nämlich 17 000 statt 15 000. Das kündigte Cordes in einer Analystenkonferenz an.

Maren Peters

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