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Wirtschaftskrise: Mittelstand will es aus eigener Kraft schaffen

Die Stimmung im Mittelstand ist mies: Firmen rechnen mit schlechteren Geschäften im kommenden Halbjahr. Einen massiven Arbeitsplatzabbau wollen die Mittelständler aber verhindern.

Die Stimmung im deutschen Mittelstand hat sich im Herbst deutlich verschlechtert. Ein dramatischer Arbeitsplatzabbau droht nach Einschätzung der Unternehmen aber nicht. Das geht aus einer aktuellen Umfrage des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn (IfM) im Auftrag des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) hervor.

Demnach bewertete bei der von 1. September bis 10. November durchgeführten Umfrage mehr als die Hälfte der Unternehmen (52 Prozent) ihre aktuelle Lage als gut oder sehr gut, nur 18,4 Prozent sprachen von einer schlechten oder sehr schlechten Lage. Für die kommenden sechs Monaten sind die Firmen allerdings deutlich pessimistischer gestimmt. Nur noch ein Drittel erwartet gute oder sehr gute Geschäfte (siehe Grafik).

Nach Einschätzung des BDI und der Mittelstandsbank IKB sind die deutschen Mittelständler dennoch deutlich besser gerüstet als in früheren Abschwungphasen. „Wir sollten nicht schwarzmalen“, sagte Arnd Kirchhoff, Vorsitzender des BDI-Mittelstandsausschusses. Die Unternehmen hätten ihre Wettbewerbsfähigkeit in den vergangenen Jahren gestärkt und stünden robust da. Laut Umfrage wollen gut zwei Drittel der Unternehmen ihre Geschäfte verstärkt aus eigener Kraft finanzieren. Dazu steht laut IKB im Schnitt ein höheres Eigenkapital bereit als noch zu Beginn des letzten Abschwungs 2002.

Auch bei den Personalkosten sind die Firmen flexibler: Knapp die Hälfte gab an, die Kosten durch den Abbau von Überstunden senken zu wollen. Bei Unternehmen, die Leiharbeiter beschäftigen, wollen 40 Prozent solche Stellen abbauen, 30 Prozent wollen befristete Arbeitsverhältnisse auslaufen lassen. Der BDI wertet dies als positives Signal: Der industrielle Mittelstand nutze die Flexibilität, mit dem Ziel, die Kernbelegschaft zu halten, sagte Kirchhoff. Laut Umfrage will die große Mehrheit der Firmen (83,5 Prozent) keine unbefristeten Jobs abbauen. 38 Prozent der Unternehmen meldeten im Herbst sogar offene Stellen.

Der BDI kritisierte die zögerliche Kreditvergabe der Banken. „Das Geld ist da“, sagte Mittelstandsexperte Kirchhoff, der selbst einen Autozulieferbetrieb leitet. „Es geht jetzt darum, dass das Geld auch weitergegeben wird an die, die es brauchen, nämlich die Unternehmen.“ Indirekt wies Kirchhoff den Banken die Schuld an der Krise zu: „Wir sind in diese schlimme Situation geraten, weil einige gezockt haben“, sagte er. Auch die Bundesregierung will die Banken stärker in die Pflicht nehmen. Bei dem Krisentreffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit Vertretern der Finanzwirtschaft an diesem Sonntag werde die unzureichende Kreditvergabe Schwerpunktthema sein, kündigte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm am Montag an. „Wir werden sehr intensiv zu sprechen haben mit den Banken, mit den Kreditgebern“, sagte Wilhelm. Sie sollten „ihren volkswirtschaftlichen primären Verpflichtungen nachkommen“. Diese bestünden darin, „die Unternehmen, die investieren wollen, mit Krediten zu versorgen“.

Besondere staatliche Hilfsmaßnahmen braucht der Mittelstand nach Einschätzung des BDI nicht. „Die mittelständischen Unternehmen brauchen keinen Rettungsschirm“, sagte Kirchhoff. Er warnte vor einem „Subventionswettlauf“. Einzelmaßnahmen brächten nichts, warnte er. Vielmehr müssten die Verbraucher entlastet werden, am besten durch „mehr Netto vom Brutto“. Stefan Kaiser

Stefan Kaiser

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