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Wirtschaftskrise: Sinkende Rohstoffpreise treffen Afrika

Die internationale Wirtschaftskrise droht die mühsam errungenen Entwicklungsfortschritte in Afrika zunichte zu machen. Das Wachstum ist bereits drastisch eingebrochen.

Kapstadt - Die internationale Wirtschaftskrise droht die mühsam errungenen Entwicklungsfortschritte in Afrika zunichte zu machen. Obwohl der Kontinent nur wenige finanzielle Verflechtungen mit dem Rest der Welt habe, sei er keinesfalls immun gegen die Krise, warnte der Vizechef des Internationalen Währungsfonds (IWF), Takatoshi Kato, schon im vergangenen Monat beim 12. Gipfeltreffen der Afrikanischen Union in Addis Abeba. Diese Einschätzung wird nun von dem Lagebericht der Weltbank bestätigt (siehe oben). Befürchtet wird, dass die Entwicklungsländer am stärksten von der Krise getroffen werden.

Die weltweite Rezession und sinkende Rohstoffpreise haben das Wachstum in Afrika bereits drastisch einbrechen lassen. Der IWF hatte seine Prognose schon Ende Januar deutlich nach unten korrigiert und geht für dieses Jahr nur noch von etwa drei Prozent plus in den Staaten südlich der Sahara aus. In den vorangegangenen drei Jahren war Afrikas Wirtschaft noch jeweils mit knapp sechs Prozent doppelt so stark gewachsen. Doch selbst die jüngsten Zahlen scheinen im gegenwärtigen Umfeld viel zu optimistisch zu sein. Ein Beleg dafür ist Südafrika, dessen Wirtschaft im letzten Quartal des Jahres 2008 um 1,8 Prozent schrumpfte – der erste Rückgang in über zehn Jahren.

Vor allem das Sinken der Rohstoffpreise, die laut IWF dieses Jahr mindestens ein Drittel niedriger sein werden als 2008, trifft die Entwicklungsländer südlich der Sahara hart. Und das vor allem, weil sie die zurückliegenden Boomjahre nicht genutzt haben, um ihre Ökonomien auf breitere Fundamente zu stellen. Viele Staaten sind nach wie vor vom Export eines einzigen Rohstoffs abhängig.

Symptomatisch dafür steht der Kongo, der, genau wie sein Nachbar Sambia, überwiegend vom Kupfer lebt. Nachdem das Pro-Kopf-Einkommen des Landes in den drei Jahrzehnten unter Diktator Mobutu Sese Seko (1965–1997) um zwei Drittel auf nur noch 120 US-Dollar pro Jahr gefallen war, hatte der jüngste Rohstoffboom vor allem der Bergbauprovinz Katanga im Südosten einen unverhofften Aufschwung beschert. Doch seit dem Einbruch der Kupfer- und Kobaltpreise befindet sich die Wirtschaft der Region im freien Fall. Allein in den letzten drei Monaten haben mehr als 60 chinesische Bergbaufirmen Katanga verlassen. Auch aus dem nahe gelegenen sambischen Kupfergürtel sind über 100 chinesische Kleinunternehmer abgezogen.

China hatte sich in den letzten Jahren verstärkt auf dem Schwarzen Kontinent engagiert und dafür den Zugriff auf Rohstoffe und Öl gesichert. So wollte Peking etwa für umgerechnet fünf Milliarden Dollar die marode Infrastruktur im Kongo sanieren. Immer wieder musste sich Chinas Führung Kritik aus dem Westen gefallen lassen, weil seine Regierung dabei auch Geschäfte mit Ländern wie dem Sudan machte, wo Menschenrechtsverletzungen an der Tagesordnung sind. Doch der Exodus aus dem Kongo und Sambia zeigt, dass Chinas Präsenz in Afrika zumindest in einigen Regionen weniger dauerhaft und strategisch ist, als viele Beobachter zunächst dachten.

David Shinn, früherer US-Botschafter in Äthiopien, ist trotzdem überzeugt, dass China langfristig denkt und sich noch immer Rohstoffquellen sichern möchte. „Sie werden diese Strategie jetzt nicht einfach umkehren“, hofft er.

Die Folgen der einbrechenden Exporte sind vor allem für den Kongo gravierend, weil die Rohstoffeinnahmen aus Katanga zuletzt rund die Hälfte des Staatshaushaltes beisteuerten. In Sambia ist die Lage ähnlich dramatisch. Afrika zahlt nun den Preis dafür, dass es sich auf einen „Super-Zyklus“ mit dauerhaft hohen Rohstoffpreisen verlassen hat. Deshalb sind es nun wohl wieder IWF und Weltbank, die dem Kontinent zur Seite stehen müssen: Die internationale Gemeinschaft habe die Pflicht, die in Afrika im vergangenen Jahrzehnt erreichten Fortschritte zu sichern, mahnte jedenfalls IWF-Vizechef Kato.Wolfgang Drechsler

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