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Schloss Schönhausen in Pankow wurde mit Hilfe von Stiftungsgeldern wieder auf Vordermann gebracht.

© Thilo Rueckeis

Wohltätigkeit: Stiften gehen ist keine Seltenheit

Viele Wohlhabende fördern das Gemeinwohl – andere wollen ihren Besitz retten. Über Stiftungen in Deutschland.

Viele, die Gutes tun wollen, stiften. Zwar ist nicht jede Stiftung gemeinnützig, in Deutschland sind es jedoch die allermeisten: Von den insgesamt rund 17 400 Stiftungen sind nur vier Prozent privatnützig. Allgemein kennzeichnet Stiftungen ihr Vermögen, das auf Dauer einem bestimmten Zweck gewidmet ist.

Ein Beispiel für privatnützige Stiftungen sind Familienstiftungen. Etwa 500 bis 700 gibt es laut Bundesverband Deutscher Stiftungen davon hierzulande. Der Stifter möchte in der Regel erreichen, dass das Vermögen nicht durch Vererbung zersplittert wird und dass zugleich seine Nachkommen versorgt und wirtschaftlich abgesichert sind. Da solche Familienstiftungen nicht gemeinnützig sind, werden sie normal besteuert.

Beispiel: Der jüngst verstorbene Aldi-Gründer Theo Albrecht gründete 1973 die Markus-Stiftung mit Sitz in Schleswig-Holstein mit dem Zweck, Zuwendungen an die Begünstigten auszuschütten und „die von den Stiftern aufgebaute Unternehmensgruppe zu erhalten, zu fördern und auszubauen“. Es geht also um Ausschüttungen an Mitglieder der Familie Albrecht, die diese versteuern müssen. Das gilt ebenso für zwei weitere Stiftungen, die Theo Albrecht später gegründet und in denen der Immobilienbesitz des Unternehmens gebündelt ist.

Im Gegensatz dazu stehen unternehmensverbundene Stiftungen wie etwa die Robert-Bosch- und die Bertelsmann-Stiftung. Hier ging es den Stiftern zum einen ebenfalls darum, den Fortbestand des Unternehmens zu sichern. Darüber hinaus wollten sich Robert Bosch und Reinhard Mohn aber auch für das Gemeinwohl engagieren. „Meine Absicht geht dahin, neben der Linderung von allerhand Not vor allem auf die Hebung der sittlichen, gesundheitlichen und geistigen Kräfte des Volkes hinzuwirken“, schrieb Robert Bosch 1935. Bei unternehmensverbundenen Stiftungen liegen die Eigentumsrechte eines Unternehmens ganz oder zu großen Teilen und dauerhaft bei der Stiftung, entweder direkt oder vermittelt über eine Kapitalgesellschaft. So hält etwa die Robert-Bosch-Stiftung 92 Prozent am Stammkapital der Robert Bosch GmbH und die Bertelsmann-Stiftung 77,4 Prozent an der Bertelsmann AG.

Demgegenüber stehen Unternehmensstiftungen, die von Unternehmen auf Beschluss der Firmenleitung hin errichtet und aus Mitteln des Unternehmens dotiert werden. Sie haben keine maßgeblichen Anteile am Unternehmen. Beispiele hierfür sind die Siemens- oder die Telekom-Stiftung. Sie agieren jeweils unabhängig vom Unternehmen.

Nach Angaben des Bundesverbands Deutscher Stiftungen werden jährlich um die 1000 Stiftungen in Deutschland neu errichtet. Dabei haben mehr als 70 Prozent von ihnen nur ein Vermögen von bis zu einer Million Euro. Für satzungsgemäße Zwecke geben die deutschen Stiftungen jährlich 16 Milliarden bis 17 Milliarden Euro aus. Die meisten Stiftungen, knapp 3336, gibt es in NRW. Berlin kommt auf knapp 700 Stiftungen. Rechnet man dies auf die Zahl der Einwohner um, kommt Würzburg auf die meisten Stiftungen. Berlin landet unter den Großstädten auf Platz 46.

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