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Wirtschaft: Wohnung sicher? Schöne Ferien!

Vor dem Sommerurlaub sollte man sich gut informieren. Denn selbst Markenschlösser sind leicht zu knacken

Jeden Sommer reisen viele Deutsche Tausende von Kilometern, um die Alltagssorgen in der Ferne zu vergessen. Doch nicht allen gelingt es, die Angst um ihr Hab und Gut zu Hause zu lassen. Die Sorge ist berechtigt: Alle zwei Minuten passiert in Deutschland ein Einbruch. 108 284 Wohnungseinbruchdiebstähle tauchen in der bundesweiten polizeilichen Kriminalstatistik 2008 auf. In Berlin gab es im vergangenen Jahr 8228 Fälle von besonders schwerem Diebstahl aus Wohnräumen. Im Vergleich zum Jahr 2007 ist das ein Zuwachs um 18,7 Prozent. In vielen Fällen haben die Diebe es leicht. Kräftiges Hebeln mit dem Brecheisen und ein paar feste Fußtritte – bei schlecht gesicherten Türen reicht dies aus, damit ein Einbrecher sich Zutritt zur Wohnung verschaffen kann. Dabei würde ein bisschen mehr Widerstand oft genügen: Laut Polizeistatistiken lassen viele Täter von ihrem Vorhaben ab, wenn sie die Tür innerhalb von zwei bis fünf Minuten nicht aufbrechen können. Doch welche Produkte eignen sich, um die Haustür einbruchssicherer zu machen?

Die Stiftung Warentest hat bei vier gängigen Türsicherungen geprüft, wie gut sie einem Einbruch standhalten, wie leicht sie montiert werden können und wie einfach sie zu bedienen sind. Auch der Widerstand wurde untersucht. Er wird auf allen Produkten angegeben. Ein Beispiel hierfür ist die Zertifizierung der VdS Schadenverhütung. Hierbei wird in Widerstandsklasse A, B und C unterschieden. A soll geübte Einbrecher abhalten; B und C sollen vor besonders hohen Risiken, vor allem im gewerblichen Bereich, schützen. Türsicherungen ohne Zertifikat bieten meist nur begrenzten Schutz.

Zwei der vier getesteten Sicherungen sollten an jeder Tür vorhanden sein. Der Schließzylinder (siehe Tabelle, Abbildung 1) ist das Herzstück des Schlosses, in ihn wird der Schlüssel gesteckt. Das Türschild (Abbildung 4) soll Zylinder und Schloss vor Manipulation schützen. Die Tester beurteilten auch Querriegelschlösser (Abbildung 3) und Kastenzusatzschlösser (Abbildung 2), die zusätzlichen Schutz bieten sollen. Das Testergebnis ist ernüchternd. Von 15 Produkten waren nur fünf „gut“ oder „sehr gut“. Sechs Türsicherungen, darunter alle Kastenzusatzschlösser, schneiden mit der Note „mangelhaft“ ab.

Schließzylinder sollten nicht mit einem falschen Schlüssel zu öffnen, herauszuziehen oder abzubrechen sein. Viele Täter versuchen auch, die Zylinder aufzubohren. Ein gutes Produkt sollte dies eine Weile aushalten. Diese Anforderungen erfüllen nur zwei der fünf Schließzylinder im Test. Das Produkt von BKS, das mit 110 Euro im Mittelfeld liegt, erhielt als einziges die Note „sehr gut“. Zwar schützt auch der Ikon Vector in der Klasse A sehr gut, die auf dem Zylinder angegebene Klasse B erreichte er jedoch nicht. Bei den Türschilden, die von innen angebracht werden müssen, behaupteten sich die Produkte von FSB und Abus mit der Note „gut“. Beide Modelle waren aber schwer zu montieren. So brach beim FSB-Türschild im Test die Innenbefestigung leicht ab. Beim Modell von Abus waren die mitgelieferten Schrauben zu lang und mussten gekürzt werden. Wichtig ist, immer die Schrauben der Hersteller zu verwenden, weil sie der höheren Belastung angepasst sind.

Türen durch zusätzliche Schlösser zu schützen, ist eigentlich empfehlenswert. Die drei geprüften Kastenzusatzschlösser taugten dafür aber nicht. Trotz Preisen zwischen 90 und 120 Euro waren die Sicherungen leicht aufzubrechen. Besser geeignet sind Querriegelschlösser, die die Tür an zwei Seiten schützen. Hier bewährten sich beide Produkte der Marke Ikon, die vom Berliner Unternehmen Assa Abloy produziert wird. Neben den guten Urteilen im Test erhielt der Hersteller auch ein „ausreichend“ und ein „mangelhaft“. Assa Abloy reagierte erstaunt. „Wir haben aufgrund des aktuellen Stiftung-Warentest-Ergebnisses sofort eine interne Prüfung eingeleitet“, sagte ein Sprecher dem Tagesspiegel.

Generell nützen zusätzliche Sicherungen nur an stabilen Türen. Welche Produkte geeignet sind, ist individuell verschieden. Wer ganz sichergehen möchte, lässt sich bei der Auswahl von der Polizei beraten (siehe Kasten). Einen Lichtblick gibt es aber: Im Sommer wird weniger eingebrochen als in der dunklen Jahreszeit. Mit dieser Aussicht lässt sich der Urlaub vielleicht unbeschwerter genießen.

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