Wirtschaft: Wolf: Berliner Firmen sollen vor Ort einkaufen

Berlin - Die Unternehmen in Berlin sollen Aufträge verstärkt untereinander vergeben. Dazu hat Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linkspartei) aufgerufen. „Bei der privaten Auftragsvergabe können die Unternehmen noch mehr auf einen local content achten“, sagte er auf einer Veranstaltung der Industrie- und Handelskammer (IHK). Unter local content versteht man die unverbindliche Bevorzugung einheimischer Produkte – zum Beispiel beim Kauf von Vorprodukten. „Das soll nicht heißen, dass man unwirtschaftlich handelt“, sagte Wolf. „Aber man sollte einfach im Blick haben, was in Berlin möglich ist.“

Auch Experten fordern immer wieder eine bessere Vernetzung der Berliner Unternehmen, um so mehr Wachstum in der Region zu schaffen. Für die öffentliche Hand schloss Wolf allerdings eine größere Bedeutung des „local content“ aus. Hier setze das europäische Recht der Auftragsvergabe enge Grenzen.

Mit Blick auf die geplanten Werksschließungen bei Samsung, JVC und CNH sagte Wolf, dass sie ausschließlich auf unternehmensspezifische Probleme zurückzuführen seien. „Jetzt vom Ende der Industrie in Berlin zu sprechen, halte ich für grundfalsch.“ Die Zukunft könne nicht allein den Dienstleistungen gehören. „Ohne industriellen Bestand gibt es auch kein Wachstum bei den Dienstleistungen“, sagte Wolf. Diesen Zusammenhang müsse man wieder stärker ins öffentliche Bewusstsein bringen. „Die Industrie ist kein Loser-Thema“, erklärte Wolf.

Als Beispiel nannte er, dass die rund 100 000 Industriearbeitsplätze in der Stadt weitere 200 000 Arbeitsplätze in produktionsnahen Dienstleistungen nach sich zögen. „Deshalb brauchen wir mehr Industrie und nicht weniger“, forderte Wolf.

IHK-Präsident Eric Schweitzer lobte Wolfs Bemühungen um die Berliner Wirtschaft. Nach „anfänglichen Vorbehalten wegen Ihrer Zugehörigkeit zur PDS/Linkspartei“ schätzten die Unternehmen der Stadt mittlerweile die „konstruktive, sehr sachliche und freundliche Art“ des Senators.