Wirtschaft: Wüstenzulage für die Provinz

Die Millionengehälter der Topleute bei den führenden deutschen Aktiengesellschaften täuschen. Im Durchschnitt verdienen Vorstände und Geschäftsführer deutlich weniger. Ein Vertriebschef kassiert nach einer Studie der Unternehmensberatung Kienbaum zwischen 198 000 und 442 000 Euro pro Jahr. Das ist die Spitze. Finanz oder Personalchefs müssen etwas bescheidener sein, Manager der zweiten und dritten Führungsebene ohnehin (siehe Beispiele in der Tabelle). Doch das hohe Gefälle ist vor allem durch die Größe der Unternehmen bestimmt. Da können schon mal 50 Prozent Plus zwischen einem Betrieb mit 50 und einem mit 10 000 Beschäftigten liegen. Kienbaum-Vergütungsexperte Heinz Evers: „Die Spitzengehälter verstellen den Blick für die Realitäten.“ Jedes Jahr untersucht Evers 2000 Geschäftsberichte, wertet Erfahrungen seiner Beraterkollegen aus. Fazit: Mit Millionensummen wird allenfalls in Konzernen über 10 000 Beschäftigte jongliert. Und hier, so Evers, „reden wir nur über 130 Firmen“.

In den anderen Vorstands- und Geschäftsführungsetagen geht es bescheidener zu. Doch die Bezüge haben generell kräftig zugelegt – nicht nur bei den börsennotierten Gesellschaften. Der Zuwachs liegt in den vergangenen drei Jahren zwischen zehn und 18 Prozent, je nach Aufgabe. „Die Vorstände sind heute nicht mehr so arm, dass ihnen der Aufsichtsrat ein Butterbrot mitbringen muss“, witzelt Evers. Sie würden jetzt durchaus angemessen bezahlt. Kräftig zugelegt hätten auch die flexiblen Gehaltsbestandteile wie Erfolgsprämien oder Gewinnbeteiligungen. Im Schnitt sind das laut Kienbaum zurzeit 25 bis 30 Prozent. Josef Ackermann, Chef der Deutschen Bank, verdient den größten Teil seines Gehalts flexibel. Bei Inhaber-geführten Firmen ist aus Steuergründen jedoch nicht mehr als ein Viertel drin. Noch etwas hat Evers herausgefunden: An abgelegenen Standorten muss manchmal das gleiche Gehalt wie in einer Großstadt geboten werden, denn gute Manager seien nur mit der Wüstenzulage zu locken. fo

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