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Wirtschaft: Wütende Aktionäre der Hypo-Vereinsbank

Pfiffe und heftige Kritik auf der Hauptversammlung in München – Vorstandschef wirbt um Verständnis

München (nad). Auf der Hauptversammlung der HypoVereinsbank am Mittwoch in München kochten die Emotionen hoch. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende und jetzige Aufsichtsratschef Albrecht Schmidt erntete schon bei der Begrüßungsrede Pfiffe. Die Aktionäre sind zutiefst verärgert. Heftig kritisierten sie den Kurs der Bank, der im vergangenen Jahr zum ersten Verlust in der Konzerngeschichte und zum starken Kursverfall der HVB-Aktie geführt hatte. Sie machten dafür vor allem den ehemaligen Vorstandschef Albrecht Schmidt verantwortlich. Aktionärsschützer warfen Schmidt außerdem vor, dass er nach seinem Abtritt Ende 2002 direkt in den Aufsichtsrat wechselte, und drohten, nachträglich gegen die Wahl Schmidts in den Aufsichtsrat zu stimmen.

Der seit Januar amtierende Vorstandschef Dieter Rampl erklärte den Aktionären die Notwendigkeit des laufenden Transformationsprogramms des Kreditinstituts und stellte noch für dieses Jahr eine Wende im operativen Geschäft in Aussicht.

„Das Desaster der HVB lässt sich nicht nur auf die schwierigen Marktverhältnisse schieben. Es sind auch hausgemachte Probleme“, sagte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Ulrich Hocker, auf der Hauptversammlung. Dazu gehöre die Tatsache, dass die HVB als Kreditgeber an fast allen großen deutschen Insolvenzfällen – von Kirch bis zu Fairchild Dornier – beteiligt gewesen sei. Harald Petersen von der Schutzvereinigung der Kleinaktionäre (SdK) beklagte, dass die Mitarbeiter der Bank um ihren Job fürchten müssten und das Geld der Aktionäre im vergangenen Jahr vernichtet worden sei. „Wir haben nicht die Hoffnung, dass es bald wieder in eine andere Richtung geht“, sagte Petersen. Der Kurs der HVB-Aktie war allein im vergangenen Jahr um mehr als 70 Prozent eingebrochen. Am Mittwoch erholte sich der Kurs der HVB-Aktie bis zum Nachmittag um 3,8 Prozent auf 11,76 Euro, nachdem das Papier noch am Dienstag – nach Veröffentlichung der Quartalszahlen – um bis zu sechs Prozent eingebrochen war.

Die heftigste Kritik erntete auf der Hauptversammlung Ex-Vorstandschef Albrecht Schmidt. Die Aktionäre warfen ihm vor, für den Schlingerkurs der HVB verantwortlich zu sein, und kritisierten, dass Schmidt im Januar direkt per Gerichtsbestellung an die Aufsichtsratsspitze wechselte, ohne das Votum der Hauptversammlung abzuwarten. „Die Art und Weise, wie Sie in den Aufsichtsrat gewechselt sind, hat das Fass zum Überlaufen gebracht“, sagte Harald Petersen von der SdK. Petersen kritisierte auch den Aufsichtsrat, der Schmidt in „vorauseilendem Gehorsam“ gewählt habe. Ein anderer Aktionär bezeichnete Schmidt als „eitlen Egomanen“.

HVB-Chef Rampl verteidigte Schmidts vorzeitige Wahl in den Aufsichtsrat. „Wir waren der Überzeugung, dass ein Wechsel zum Jahresbeginn besser ist, um die Verantwortung für das Amt für ein volles Geschäftsjahr festzulegen“, sagte er. Als früherer Vorstand kenne Schmidt alle Probleme der Bank und könne die Überwachungs- und Beratungsaufgabe deshalb gut wahrnehmen.

Rampl sagte, er suche nicht nach Entschuldigungen für das „sehr enttäuschende Geschäftsjahr 2002“. Da gebe es „nichts zu beschönigen“. Er warb bei den Aktionären für Verständnis dafür, dass die HVB wegen eines Jahresverlusts von 858 Millionen Euro für 2002 erstmals in ihrer Geschichte keine Dividende ausschütten wird. Ob es im nächsten Jahr wieder eine Dividende geben werde, lasse sich derzeit noch nicht beurteilen.

Rampl machte deutlich, dass für das schlechte Ergebnis auch die Branchenlage verantwortlich sei. Er bekräftigte das Ziel, in diesem Jahr eine Wende im operativen Geschäft herbeizuführen. „Wir sind strategisch sauber aufgestellt und werden einen kräftigen Turnaround in unserer operativen Perfomance vollziehen“, versprach der Konzernchef. Seine Hoffnungen setzt Rampl vor allem auf das Handelsergebnis. Insgesamt geht Rampl für 2003 weiterhin von einem Vorsteuergewinn zwischen 300 und 600 Millionen Euro aus. Im ersten Quartal 2003 habe das Kreditinstitut bereits einen Schritt in diese Richtung gemacht.

Die Hypo-Vereinsbank hatte am Dienstag einen operativen Gewinn von 24 Millionen Euro für das erste Quartal gemeldet. Nach Steuern fiel jedoch noch ein Verlust von 53 Millionen Euro an.

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