zum Hauptinhalt

Wirtschaft: X-Fab kneift vor der Börse

Das Erfurter Unternehmen sagt seinen geplanten Gang auf den Aktienmarkt kurzfristig ab

Frankfurt/Main (ro). Aus dem Börsengang des Halbleiterherstellers XFab wird nichts: Das Erfurter Unternehmen hat am Mittwoch seinen für Ende der Woche geplanten Gang an den Aktienmarkt abgesagt. X-Fab begründete seine Entscheidung mit der Verschlechterung der Situation an den internationalen Technologiemärkten und der Zurückhaltung der Anleger. Bereits im Vorfeld war das Unternehmen wegen seiner nachlässigen Vorbereitung auf den Börsengang in die Kritik geraten.

Die Reaktionen auf die Absage in Frankfurter Banken- und Börsenkreisen sind allerdings nicht nur negativ: „Der Fall zeigt, dass der Markt funktioniert. Die Anleger kaufen nicht mehr alles was ihnen aufgetischt wird“, sagte Franz-Josef Leven vom Deutschen Aktieninstitut (DAI) am Mittwoch. Man müsse jetzt erwarten, dass die Banken bei kommenden Emissionen mit der erforderlichen Sorgfalt handeln werden.

X–Fab hatte mit den Vorbereitungen für den Börsengang keine gute Leistung geliefert. Bei der Präsentation Anfang März fehlte der erforderliche Verkaufsprospekt. Dadurch begann die Zeichnungsfrist mit einem Tag Verspätung. Analysten bemängelten die fragwürdige und überteuerte Bewertung des Unternehmens, das nach wie vor in den roten Zahlen steckt.

Unklar blieben auch die Beziehungen zu den Altaktionären. Diesen wiederum wurde vorgehalten, dass sie ihre restlichen Aktien nur mindestens ein halbes Jahr halten wollten. Misstrauen schürte auch, dass die Commerzbank unmittelbar vor Bekanntgabe der Preisspanne aus dem Bankenkonsortium ausgestiegen war. Schließlich bestätigte sich das mangelnde Vertrauen in X-Fab auch dadurch, dass die Aktien im vorbörslichen Handel zuletzt mit weniger als zehn Euro und damit unter der Preisspanne von zehn bis 14 Euro gehandelt wurden. Eigentlich hatte das Erfurter Unternehmen bis zu 13,2 Millionen Aktien an die Börse bringen wollen und mit einem Erlös von bis zu 181 Millionen Euro gerechnet.

Auf Bankenseite war die Londoner Investmentsparte der niederländischen Großbank ING für X-Fab zuständig. Aus Bankenkreisen war am Mittwoch zu hören, dass die Frankfurter BHF Bank, die ebenfalls zur ING gehört, schon vor Beginn der Zeichnungsfrist den Börsengang des Halbleiterherstellers abgelehnt hatte, weil die erforderlichen Standards nicht erfüllt seien.

Fidel Helmer, Börsenchef beim Bankhaus Hauck und Aufhäuser, zeigte sich zwar enttäuscht, aber die Absage sei korrekt. „Es hat zu viele Pannen gegeben“, sagte er. Das Vorhaben sei von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen. Gerade nach einer so langen Emissionspause hätte man nur wirklich erstklassige Aktien an den Markt bringen dürfen, um das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen. Den Banken wirft er „unprofessionelles“ Verhalten vor. „Nach diesem Ereignis werden die weiteren Börsengänge in diesem Jahr nicht leichter“, sagte Helmer.

Mit der Absage von X-Fab ist der erste Börsengang in Deutschland seit mehr als einem Jahr geplatzt. Der erste Börsenaspirant in 2004 wird nun voraussichtlich der Münchner Chipzulieferer Siltronic sein. Das Unternehmen hatte seinen Gang aufs Parkett für den 26.März angekündigt. Neben Siltronic wollen auch die Postbank und die Reederei Hapag Lloyd an die Börse.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false