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Yahoo: Der nächste Angriff

Ein Firmenjäger will den Verkauf von Yahoo: Auch nach der Absage von Microsoft muss Yahoo-Chef Yang deshalb weiter kämpfen.

Nachdem er sich monatelang gegen den Softwarekonzern Microsoft gewehrt hat, muss sich Yahoo-Chef Jerry Yang nun für die nächste Schlacht wappnen. Angeführt wird die jüngste Attacke gegen die Portal- und Suchmaschine von Carl Icahn, 72, einem gefürchteten Firmenjäger. Icahns Raubzüge sind legendär – wenn er sich einmal in ein Objekt verbissen hat, heißt es aufgepasst.

Er hat ein Gespür für lustloses Management und glaubt Firmen nur durch Radikalkuren wieder auf Trab bringen zu können. Das bedeutet meist: Entlassungen, Anteilsverkäufe und Abstoßen von unprofitablen Sparten. Icahn, der seine Karriere als Börsenmakler startete, versteht selbst nicht viel vom Internetgeschäft. Dafür umso mehr davon, wie man Großaktionäre gegen den Verwaltungsrat aufbringt, sich selbst einen Sitz dort sichert und dann die Ablösung der Führungsspitze forciert. Oder sogar, wie bei Yahoo, den Verkauf des Konzerns erzwingen will.

Für seinen Machtkampf will Icahn Großaktionäre gewinnen, die Yahoo- Chef Jerry Yang durch seine ablehnende Haltung gegenüber Microsoft vergrätzte. Der Hedgefonds Paulson & Co etwa, der 3,6 Prozent der Yahoo-Aktien hält, hat bereits seine Unterstützung angekündigt.

Icahn hat Yahoo bereits eine Liste handverlesener Kandidaten für den Verwaltungsrat präsentiert, darunter er selbst, sein langjähriger Assistent Keith Meister und der Milliardär Mark Cuban. Vor kurzem hat Icahn 60 Millionen Yahoo-Aktien erworben und seinen Anteil auf 4,3 Prozent erhöht. Angeblich will er für weitere 2,5 Milliarden Dollar Aktien erstehen. Icahn, der rund 26 Dollar pro Yahoo-Aktie bezahlte, könnte so einige hundert Millionen kassieren, sollte Microsoft Yahoo tatsächlich für 33 bis 34 Dollar pro Aktie erstehen.

Begonnen hat der dramatische Machtkampf am 31. Januar, als Microsoft überraschend 44,6 Milliarden Dollar oder 31 Dollar pro Aktie bot. Microsoft wollte mit Yahoo die Aufholjagd gegenüber dem Suchmaschinenkonzern Google aufnehmen. Doch die Yahoo-Gründer Yang und David Filo glauben, Yahoo sei mindestens 53 Milliarden Dollar wert – und schlugen das Angebot aus. Microsoft zog sich daraufhin Anfang Mai zurück. Yang und Filo verfügen je über rund zehn Prozent der Aktien. Mit einem Verkauf an Microsoft wären sie 1,7 Milliarden Dollar reicher.

Yang & Co könnten nun Microsoft als „weißen Retter“ akzeptieren, bevor es zu einem hässlichen Machtkampf mit Icahn kommt. Die Tür dafür scheint weiter offen: Microsoft enthielt sich bisher jeder Stellungnahme zu Icahns Angriff. Die Yahoo-Gründer könnten auch mit Google flirten, was sicherlich Microsofts Lust auf Yahoo vergällen würde, jedoch auch Yahoos eigene Strategien untergraben dürfte. Oder sie setzen darauf, Icahn einfach abblitzen lassen. Doch noch einmal – wie im Falle Microsoft – lässt sich das Aktionärstreffen nicht verschieben. Darauf setzt Icahn.

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