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Seinen Hauptsitz hat Yahoo im sonnigen Kalifornien.

© Reuters

Yahoo folgt Google: Irland wildert im Steuerparadies Schweiz

Apple, Google, Yahoo - sie alle haben ein Zuhause auch in Irland. Das ehemalige EU-Krisenland wirbt die US-Konzerne offenbar gezielt ab.

Mit günstigen Steuersätzen hat Irland bereits einige internationale Großkonzerne ins Land gelockt. Als Profiteure gelten etwa die US-Konzerne Apple und Google. Doch das Land, das sich von der Euro-Krise erholt, will mehr. Die Wirtschaftsförderungsagentur IDA Ireland, die ausländische Investoren umwirbt, fischt in fremden Gewässern. Sie versucht derzeit, „eine Handvoll“ von Firmen zu überzeugen, der Schweiz den Rücken zu kehren und sich auf der Grünen Insel niederzulassen, wie IDA-Chef Barry O’Leary berichtete. Namen wollte er nicht nennen. Doch Reuters-Recherchen zeigen: Der Internetkonzern Yahoo ist dabei, seinen europäischen Steuersitz nach Irland zu verlagern.

Hintergrund ist ein Streit der Europäischen Union (EU) mit der Schweiz. Diese bietet Unternehmen, die ihre Gewinne im Ausland erwirtschaften, deutlich geringere Steuersätze als den im Inland tätigen Firmen. Die EU-Kommission sieht darin eine unzulässige Ungleichbehandlung und droht der Schweiz mit Einschränkungen auf dem EU-Binnenmarkt. Fachleute halten Änderungen daher für wahrscheinlich – mit negativen Konsequenzen für die Eidgenossen.

Selbst wenn der Unternehmenssteuersatz von derzeit 21 Prozent reduziert werden sollte, dürfte er noch immer deutlich über den 12,5 Prozent liegen, die auf der Grünen Insel anfallen, sagt Wirtschaftsprofessor Marius Brulhart von der Universität in Lausanne. Diese Erwartung ist ein wichtiger Beweggrund für die Abzugspläne ausländischer Unternehmen.

Yahoo hat die Weichen bereits offenbar gestellt. Der Konzern wies in den vergangenen Monaten in Mitteilungen auf seiner Webseite sowie in E-Mails an europäische Kunden auf eine geänderte Geschäftspraxis hin. Demnach gewinnt die irische Tochter Yahoo! EMEA Ltd. an Bedeutung, während der Schweizer Ableger Yahoo! Sarl bis Juli geschlossen werden soll. Die neue Struktur ähnelt sehr der des Google-Konzerns, dessen europäische Kunden direkt an die Irland-Tochter zahlen. Diese überweist ihrerseits den größten Teil des Jahresumsatzes von mehr als zwölf Milliarden Euro an eine Tochter auf den Bermuda-Inseln, wo Unternehmen keine Einkommensteuern zahlen müssen. Dank dieses Schachzugs liegt Googles Steuerlast sogar noch deutlich unter dem irischen Satz. Solche Vermeidungsstrategien auch von anderen US-Konzernen gelten zwar als legal, sorgen in Europa aber regelmäßig für Empörung.

Yahoos Pläne geben Anlass zu Spekulationen, welche US-Technologiefirmen der Schweiz als Nächstes Adieu sagen könnten. Auch das Online-Reisebüro Expedia, das Auktionshaus Ebay oder der Videospielehersteller Electronic Arts haben hier ihren europäischen Steuersitz. rtr

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