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Hübsch machen für den Börsengang. Ab Oktober werden die Anteilsscheine von Zalando an den Märkten gehandelt.

© picture alliance / dpa

Wirtschaft: Zalando hofft auf den großen Wurf

Aktien sollen zwischen 18 und 22,50 Euro kosten und mehr als eine halbe Milliarde Euro bringen.

Es sei ein „großer, logischer, aber auch wohlüberlegter“ Schritt. Rubin Ritter, Finanz-Vorstand des Online-Modehändlers Zalando zeigte sich am Donnerstag in Frankfurt am Main überzeugt, dass der mit Spannung erwartete Börsengang des Unternehmens zu einem Erfolg wird. 18 bis 22,50 Euro sollen die Aktien von Zalando kosten, bis zum 29. September können interessierte Anleger das Papier über ihre Banken ordern. Am 1. Oktober – nur rund sechs Jahre nach der Gründung des Berliner Unternehmens – soll die Zalando-Aktie das erste Mal an der Frankfurter Börse gehandelt werden. Aus dem Verkauf von bis zu rund 28 Millionen Aktien will das Unternehmen in der Spitze 633 Millionen Euro erlösen. Das Geld soll Ritter zufolge vor allem in neue Technologie investiert werden, aber auch in „gezielte“ Akquisitionen. Konkrete Pläne gebe es aber nicht. „Wir verfallen nicht in einen Kaufrausch“, versprach er.

Der Unternehmenswert liegt bei rund 5,6 Milliarden Euro

Allerdings wird Zalando zum Börsengang mit einem hohen Unternehmenswert von 5,6 Milliarden Euro eingestuft. Damit wäre Zalando das wertvollste an der Börse notierte Berliner Unternehmen und würde den Medienkonzern Axel Springer (Börsenwert: 4,4 Milliarden Euro) überholen. Zum Vergleich: Die Lufthansa ist an der Börse sechs Milliarden Euro wert. Als Nächstes nimmt dann die Berliner Start-up-Fabrik Rocket Internet Kurs auf die Börse. Einen genauen Termin gibt es aber noch nicht.

Bewertungsbasis ist das Zweifache des erwarteten Umsatzes

Basis für die Bewertung ist nach Angaben von Christoph Stanger, Leiter des Europäischen Aktiengeschäftes der Investmentbank Goldman Sachs, in etwa das Zweifache des Umsatzes, der für Zalando bis 2015 erwartet wird. Dies sei ein in der Branche üblicher Multiplikator, sagte Stanger. Die Investmentbank Goldman Sachs hat die Emission zusammen mit anderen Banken organisiert. Finanzexperten halten die Bewertung freilich für durchaus üppig. „Da ist sicher sehr viel Hoffnung und Fantasie drin“, sagt Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Ob sich Zalando tatsächlich hin zu dieser Bewertung entwickelt, sei völlig offen. Er rät potenziellen Anlegern zum Abwarten. Die Aktie könne man schließlich auch nach dem Börsengang jederzeit kaufen. Viele Investoren sind da zuversichtlicher. Vorbörslich wird die Zalando-Aktie mit Kursen zwischen 21 und 22,50 Euro eingestuft.

Es ist der größte Börsengang in Deutschland in diesem Jahr

Zalando hat sich für den bislang größten Börsengang in diesem Jahr in Deutschland den vollen Rückhalt seiner Großaktionäre gesichert. Die schwedische Investorengruppe Kinnevik sowie die Internet-Unternehmer Alexander, Marc und Oliver Samwer werden ihre Aktien behalten, so dass es sich um eine reine Kapitalerhöhung handelt. Zudem hat sich Zalando bereits vorab die Zusage von Großinvestoren aus Schottland, der Karibik und dem arabischen Raum gesichert, dass diese Aktien für 126,5 Millionen Euro kaufen werden.

Die Zalando-Mitarbeiter werden am Unternehmen beteiligt

Auch die 7000 Zalando-Mitarbeiter, 3000 davon in Berlin und 1000 in Brieselang, werden am Unternehmen beteiligt. Sie erhalten kostenfrei Aktien im Wert von 180 Euro und Aktien im Wert von weiteren 720 Euro mit einem Nachlass von 25 Prozent. Nach dem Börsengang werden gut elf Prozent der Zalando-Aktien breit gestreut sein. Vorstand Ritter versicherte, dass Zalando auch mit dem neuen Geld sorgsam und sparsam umgehen werde. „Wir wollen unser langfristiges Wachstum finanzieren. Wir denken mehr in Dekaden als in Quartalen.“ Im Jahr 2010 hatte Zalando erst 154 Millionen Euro umgesetzt, 2013 waren es bereits 1,8 Milliarden Euro. Im ersten Halbjahr 2014 kletterte der Umsatz um weitere 29 Prozent auf gut eine Milliarde Euro. Erstmals konnte das Unternehmen mit 200 000 Euro auch einen kleinen Nettogewinn verbuchen.

Auf eine Dividende müssen die künftigen Aktionäre noch warten

Die Chancen für Zalando sind nach Ansicht von Ritter rosig. Der Modemarkt in Europa habe ein jährliches Volumen von 420 Millionen Euro. „Bei unserem Anteil von 0,5 Prozent ist noch viel Raum zu wachsen.“ Aktuell zählt Zalando 14 Millionen aktive Kunden und 100 Millionen Besuche auf seiner Webseite im Monat. Markenhersteller würden mehr und mehr erkennen, dass Zalando ein wichtiger strategischer Partner sei, sagte Ritter.

Auf eine Dividende müssen die künftigen Aktionäre des Berliner Unternehmens allerdings noch warten. Man wolle zwar weiterwachsen und das profitabel. Aber vorerst liege der Fokus auf dem weiteren Ausbau des Geschäftes, sagt Ritter. „Irgendwann“ werde man dann auch über eine Ausschüttung an die Aktionäre nachdenken.

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