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Zwei Stapel Euro-Münzen.

© Oliver Berg/dpa

Zentralbank der Notenbanken: BIZ warnt vor Folgen der Dauer-Minizinsen

Die BIZ weist darauf hin, dass es immer noch hohe Schuldenstände sowohl in Landes- als auch in Fremdwährung gibt.

Die Zentralbank der Notenbanken warnt vor dem Hintergrund der langanhaltenden Niedrigzinsphase vor künftigen Marktverwerfungen. Die Schwachstellen, die sich im Laufe der ungewöhnlich langen Zeit sehr tiefer Zinsen rund um den Globus aufgebaut hätten, seien noch immer vorhanden, erklärte der Chefvolkswirt der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), Claudio Borio, am Sonntag zur Vorlage des jüngsten Quartalsberichts. "Der Preis für kurzfristige Ruhe sind mögliche Turbulenzen auf lange Sicht."

Die BIZ weist darauf hin, dass es immer noch hohe Schuldenstände sowohl in Landes- als auch in Fremdwährung gibt. In vielen Ländern, die weniger heftig der Finanzkrise getroffen wurden, sind laut BIZ die Schuldenstände inzwischen sogar deutlich größer als vor der Krise. Zudem seien die Bewertungen vieler Vermögenswerte weiterhin hoch oder überzogen. Aus BIZ-Sicht wird dies teilweise durch die niedrigen Renditen der Staatsanleihen gestützt. Der Grund: Staatsanleiherenditen bilden die Referenz für die Bewertung aller Vermögenswerte. Je länger die Phase der Risikobereitschaft anhalte, desto stärker könnten die bilanzwirksamen Risikopositionen wachsen, so Borio.

Bei den BIZ-Experten sorgt der anhaltende Überschwang an den Märkten aber auch für Überraschung. Denn die US-Notenbank Fed ist bereits seit einiger Zeit dabei, ihre Zinszügel behutsam anzuziehen und hat mittlerweile auch den Abbau ihrer im Zuge der Finanzkrise aufgeblähten Bilanz eingeleitet. Auch in der Euro-Zone wird die EZB ab 2018 ihre Konjunkturhilfen etwas zurückfahren, obgleich Zinserhöhungen noch in weiter Ferne liegen. Sie halbiert ab Januar das Volumen ihrer monatlichen Anleihenkäufe auf 30 Milliarden Euro.

Eine Erklärung für die dennoch nach wie vor sehr günstigen Finanzierungsbedingungen könnten aus Sicht der BIZ die positiven weltweiten Wirtschaftsaussichten sein. Außerdem hätten sich die Finanzmärkte darauf eingestellt, dass die Notenbanken ihre Geldpolitik nur sehr behutsam straffen werden - und zwar so langsam wie noch nie. Für Borio wirft dies grundsätzliche geldpolitische Fragen auf: "Kann man eine Straffung als wirksam ansehen, wenn die Finanzierungsbedingungen ganz offensichtlich lockerer werden? Und wenn die Antwort nein lautet: Was sollten Zentralbanken dann tun?" (Reuters)

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