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Wirtschaft: Zinsgeschenke zu Nikolaus

Banken bieten zum Jahresende attraktive Anleihen, um Sparern das Geld aus der Tasche zu locken

Berlin – Zum Jahresende sitzt bei vielen deutschen Haushalten das Geld locker. Die Jahresgratifikation, das Weihnachtsgeld oder Steuerrückzahlungen gehen auf dem Konto ein. Wer sein Geld nicht für Geschenke ausgeben will, sucht Anlagemöglichkeiten. Die Entscheidung fällt schwer, von den Aktienmärkten haben viele immer noch die Nase voll.

Die Banken stehen mit neuen Produkten parat. Jüngste Beispiele sind die Nikolaus-Anleihe der Deutschen Bank oder auch die 10-Karat-Anleihe der Westdeutschen Landesbank (WestLB). Beide Anleihen, bei denen die Mindestanlage 100 Euro (Nikolaus) beziehungsweise 1000 Euro beträgt, berücksichtigen das derzeit hohe Sicherheitsbedürfnis der Anleger. Sie sind mit einer hundertprozentigen Rückzahlungsgarantie zum Laufzeitende und gleichzeitig mit einer relativ hohen Verzinsung ausgestattet.

Die Nikolaus-Anleihe, die noch bis zum 1. Dezember bei allen Banken und Sparkassen gezeichnet werden kann, garantiert für die ersten vier Jahre der insgesamt achtjährigen Laufzeit einen Mindestzinssatz von fünf Prozent pro Jahr. In den folgenden Jahren ist die Verzinsung von der Kursentwicklung eines international zusammengesetzten Aktienkorbes mit 25 Papieren abhängig. In der Spitze kann sie acht Prozent im Jahr erreichen. Zudem ist die Anleihe mit einem so genannten Look-in-Mechanismus (Einrast-Mechanismus) ausgestattet. Übersteigt der Zinssatz (Kupon) ab dem fünften Jahr fünf, sechs, sieben oder acht Prozent, so wird die jeweils erreichte Zinsstufe als garantierter Mindestsatz bis zum Laufzeitende festgeschrieben. Die Zinsen werden jährlich am Nikolaustag, dem 6. Dezember, ausgezahlt.

Auf der anderen Seite besteht natürlich die Gefahr, dass der Zinssatz ab dem fünften Jahr weniger als fünf Prozent oder sogar null Prozent beträgt. Das kann immer dann der Fall sein, wenn einzelne oder alle Werte aus dem Aktienkorb große Kursverluste hinnehmen müssen. Wertmindernd wirkt auch ein steigendes Zinsniveau.

Ähnlich die Ausstattung bei der 10-Karat-Anleihe, die es noch bis zum 10. Dezember bei den Sparkassen gibt. Allerdings ist hier die Garantieverzinsung von fünf Prozent nur für zwei Jahre gesichert - danach ist auch bei dieser Anleihe die Kursentwicklung eines Aktienkorbes maßgeblich. Ab dem dritten Laufzeitjahr wird allerdings die Aktie mit der schlechtesten Kursentwicklung ersatzlos aus dem Aktienkorb entfernt, sofern diese 50 Prozent oder mehr seit Auflage an Wert verloren hat. Dennoch kann auch bei der 10-Karat, der Zinssatz ab dem dritten Jahr auf null Prozent sinken.

Beide Papiere klingen kompliziert sind aber für den richtig beratenen Privatanleger geeignet. Die Berechnung der möglichen Rendite ist beim Papier der WestLB etwas einfacher als bei der Nikolaus-Anleihe. Bei der Deutschen Bank heißt es, die Nachfrage nach der Nikolaus-Anleihe sei bisher „recht gut“. Das Volumen ist unbegrenzt.

Die Stiftung Warentest/Finanztest rät, sich vor der Anlageentscheidung immer die einfache Frage zu stellen : „Wer verdient an diesem Produkt?“ Reine Garantieprodukte etwa, könne man sich auch selber „stricken“. Grundsätzlich haben aber auch die Finanztester nichts gegen strukturierte Produkte.

Die anderen großen Banken halten sich mit ähnlichen Produkten zum Jahresende zurück. „Es ist nichts Derartiges geplant“, sagt ein Sprecher der Commerzbank. Die Hypo-Vereinsbank verweist auf ihr Express Bonus Zertifikat, dass noch bis zum 26. November gezeichnet werden kann und eine Verzinsung von bis zu zehn Prozent pro Jahr bietet.

Auch die Bundesrepublik, in früheren Jahren immer mit einer so genannten Silvesteranleihe zum Jahresende dabei, hält sich zurück. In der kommenden Woche wird es eine zehnjährige Bundesanleihe geben. Es folgen im Dezember zwei Schatzanweisungen.

Daniel Rhee-Piening

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